Mias Geschichte – 54.
Mias Geschichte – 54.
Bereits am Dienstag war Mia aufgeregt, als sie nach Hause kam. Sie dachte nur noch an ihre bevorstehende Seminarabschlußprüfung, die am Freitag stattfinden sollte. Franzi bekam sie nur noch zum Frühstück und Abendessen zu Gesicht, dann zog sie sich wieder in ihr Zimmer zurück. Auch gut, meinte Franzi, kann ich gleich mal üben, wie es nächste Woche sein wird. So zog sich die Woche für Franzi lange hin, in zweierlei Hinsicht, sie hatte mit Sabine vereinbart, daß sie in dieser Woche auch mit der permanenten Entfernung der Haare ihrer unteren Region und unter den Achseln beginnen. Gleichzeitig ließ sie sich am restlichen Körper mit Heißwachs behandeln. Sie hatte sich einiges aufgebürdet und war am Donnerstag froh, als die Sitzung beendet war. Sie mußte danach lange ausruhen und spürte trotzdem am Freitag morgen noch leichte Schmerzen. Gut, daß sie jetzt wieder vier Tage frei hatte, aber sie wollte sich nicht ewig mit der Enthaarung abgeben müssen. Da mußten die Zähne halt auch einmal zusammengebissen werden.
Während Franzi am Freitag beim Frühstück noch einen etwas schlappen Eindruck machte, war Mia total aufgedreht. Franzi versuchte, sie zu beruhigen: „Kleine, du kannst doch alles, sei nicht nervös, es wird schon klappen“. „Das sagst du so, meinte Mia aufgebracht, mir ist ganz schlecht“. „Dann mußt du jetzt was essen, und nicht nur Kaffee in dich reinkippen“, bestimmte Franzi und schmierte Mia ein Brötchen mit Marmelade. „Das ißt du jetzt, dann wirst du auch ruhiger, und kau ordentlich“. „Ja, Mama“, äffte Mia. Franzi lachte und sagte: „Wird schon gutgehen“. Dann mußte Mia weg und Franzi konnte noch etwas ruhen.
Am frühen Nachmittag trafen Vera und Judith ein. Franzi fiel Vera um den Hals und es wurde ein langer Begrüßungskuß. Sie hatte schon den Kaffee vorbereitet und zum ersten Mal selbst einen Kuchen gebacken. Stolz servierte sie ihn und besonders Vera lobte sie. „Süße, du wirst langsam so gut wie Mia“. „Da bin ich noch ein gutes Stück entfernt“, lachte Franzi, freute sich aber über das Kompliment ihres Schatzes. Ein bißchen ehrlich schien es Vera schon gemeint zu haben, aß sie doch drei Stücke des Kuchens. Sie saßen noch am Tisch, als die Tür aufflog und Mia hereingestürmt kam. „Gewonnen“, sagte sie und ließ sich auf Judiths Schoß fallen, um ihr einen dicken Kuß zu geben. „Was heißt gewonnen, hast du bestanden“? fragte Judith. „Nein, wirklich gewonnen, ich bin zur Besten des Kurses gewählt worden“. „Siehst du“, lachte Franzi, „ich habe dir doch heute Morgen gesagt, du kannst es, gratuliere“. „Ich schließe mich an“, meinte Vera, „alle Achtung“.
Nun mußte Mia erst mal erzählen, was sie alles tun mußte und wie die Bewertung war. „Und am Ende siegte ich mit nur einem Punkt Vorsprung vor meiner Seminarkollegin, die mir den Tip mit dem Lokal gegeben hatte und wir beschlossen, daß dies heute Abend gefeiert werden muß. Sie bringt auch ihre Freundin mit, wir haben schon einen Tisch bestellt und ich lade Euch alle ein“. „Dann wollen wir uns mal hübsch machen“, meinte Vera, „oder hilft uns die Frau Siegerin dabei“? „Na klar“, antwortete Mia schelmisch, „ich mußt doch jetzt meinem Ruf gerecht werden“. Sie gingen zunächst getrennt duschen und trafen sich danach in Mias und Judiths Bad, um die Kleiderordnung zu besprechen. Es war gar nicht so einfach, schick sollte es sein, etwas aufregend sollte es sein, aber tanzen wollte Frau auch.
Franzi wollte wieder geschnürt werden, Mia und Judith überlegten ob mit oder ohne Kette. Schließlich einigten sie sich auf getrennt, aber in gleichem Stil, also alle im Korsett. Dazu natürlich taillierte Kleider, möglichst schick und elegant. Mia hatte sich ein rotes Kleid mit enger Taille und einem ausgestellten Rock ausgesucht, im Kontrast dazu wählte sie schwarze Strümpfe. Vera hatte das klassische Schwarze, aber mit einem raffinierten seitlichen Schlitz, der mit einer weißen Bordüre unterlegt war, Franzis Kleid war in einem Anthrazit-Ton, hochgeschlossen und hatte einen schwarzen Stickeinsatz über der Brust, der Rockteil war etwas ausgestellt und fiel schwingend bis zu den Knien, Judith wiederum hatte ganz in Blau ausgewählt, ein einfach geschnittenes Blaues Kleid mit einem tiefen Ausschnitt, dazu hatte sie blaue Strümpfe herausgesucht. Nun konnte Mia darangehen, ihre Freundinnen zu schminken. Zum Schluß noch den passenden Schmuck angelegt, alle in eleganten Pumps, und im Spiegel schaute ihnen ein Quartett entgegen, daß am Tage auf einer belebten Kreuzung durchaus in der Lage war, eine Verkehrsstau zu verursachen. Zufrieden mit der Musterung bestellte Franzi ein Taxi und die Wartezeit überbrückten sie mit einem Gläschen Sekt. Kaum hatten sie ausgetrunken, meldete sich schon der Taxifahrer und sie konnten sich auf den Weg machen.