Mias Geschichte – 82.
Mias Geschichte – 82.
Franzi saß gerade mit Vera bei einem Espresso und grinste Mia an: „Gut gebrüllt, Löwe“. „Das ist nur der Neid“, sagte Judith und nahm Mia in den Arm. Vera schmiegte sich an Franzi und antwortete: „Neid, haben wir das nötig, Süße“. „Nein, Schatzi“, lachte Franzi, „wenn du mich weiter so hernimmst, muß Frau Doktor mir bald Aufbauspritzen geben“. Sie lachten alle, dann ging Franzi in die Küche, um für Mia und Judith auch einen Espresso zuzubereiten. Sie servierte den beiden mit einem Knicks: „Bitte sehr, die Damen“. Mia und Judith verbeugten sich dankend. Sie waren in fröhlicher und ausgelassener Stimmung, erzählten sich, wie sie den Tag verbracht hatten. Nicht ganz, eine kleine Notlüge kam von Judith, als sie erzählte, daß sie am Morgen nach einem schönen Kleid gesucht, aber nichts Passendes gefunden hätte.
Nicht lange, da ging die Klingel. „Ja“, meldete sich Franzi. „Guten Tag, ich bin vom Partyservice“, meldete sich eine Frauenstimme. „Ich glaube, wir lassen die beiden alleine, wir können doch nichts dazu beitragen“, sagte Vera und so gingen die drei ins Wohnzimmer, während Franzi im Eßzimmer die Dame vom Partyservice empfing. Gemeinsam gingen sie die Speisefolge durch, Franzi stimmte der Zusammenstellung uneingeschränkt zu. Als sie zu den Weinen kamen, verfinsterte sich Franzis Gesicht. Nach einer Stunde blieb nicht viel vom Vorschlag des Partyservice übrig. Franzi war mit der Servicedame in ihrem Weinkeller und die mußte erkennen, daß sie mit dieser Auswahl nicht mithalten konnte. Auch wenn sie mit ihren Weinen kein großes Geschäft machen konnte, war sie von Franzis Lager angetan und gab zu, daß deren Vorschläge auf jeden Fall besser waren. Weil sie sich so kooperativ zeigte, gestand Franzi der Frau lächelnd zu, daß sie einverstanden wäre, wenn ihr für die Bedienung eine zusätzliche Pauschale in Rechnung gestellt würde. Jetzt strahlte die gute Frau wieder, hatte sie doch den Gewinn beim Weinausschank in ihr Angebot eingerechnet. Sie hatte wieder einen lukrativen Auftrag, zusätzlich würde dieses Fest sicher gut ins Image der Firma passen und potentielle Kunden eher anlocken denn abschrecken. Franzi verabschiedete die Frau: „Dann bis übermorgen“. „Ja, vielen Dank“, antwortete die Frau und verließ das Haus.
Franzi hatte das Tor noch nicht geschlossen, da klingelte es schon wieder. Es meldete sich ein Taxifahrer und Franzi bat ihn, mit seinen Fahrgästen hochzufahren. „Wer kommt denn jetzt noch, hat sie etwas vergessen“? fragte Vera und stand neugierig neben Franzi. Auch Mia und Judith waren an die Tür gekommen. Soeben stiegen Jasmin und Steffi aus dem Taxi, gefolgt von Lisa und Anna. Judith stieß einen kleinen Schrei aus und folg an Franzi vorbei auf Jasmin zu, drückte sie fest in die Arme und begrüßte sie mit einem Kuß. „Überraschung“, sagte Franzi, „ich habe die Vier gebeten, heute schon zu kommen, da können wir uns morgen noch einen gemütlichen Tag machen und schieben nicht immer aufgeregter durch die Gegend“. „Donnerwetter“, sagte Judith, „auf die Idee hätte eigentlich ich kommen müssen, alle Achtung“. Bald war das Taxi geleert und eine Menge Koffer standen im Flur. Der Fahrer hatte beim Hereintragen fleißig mitgeholfen, wofür Franzi den Fahrpreis großzügig aufrundete.
Nachdem die vier Neuankömmlinge gebührend begrüßt waren, saßen sie im Eßzimmer und Franzi servierte zuerst einmal einen Espresso. „Hattet ihr einen guten Flug“? fragte Franzi. „Zuerst war es etwas ungewohnt, so im VIP-Bereich zu sein, dann auch noch in einem fliegenden Wohnzimmer, aber ich muß sagen, ihr reist schon schön“, antwortete Steffi sehr direkt. Als der Espresso getrunken war, sagte Franzi: „Wir dachten, daß ihr ein Stündchen Zeit haben wollt, um euch frisch zu machen und im Zimmer auszupacken, dann könnten wir gemeinsam zum Italiener gehen, das ist nichts besonderes, aber wir sind dort öfter und werden ganz gut bedient“, sagte Franzi. „Ganz gut bedient“, antwortete Vera, „die Kellner kriechen dir doch bald in den Hintern, Gnädige Frau vorne, Gnädige Frau hinten, sind sie auch Zufrieden“. „Ist da eine etwa eifersüchtig“, lächelte Judith.
Franzi nahm Vera in den Arm und küßte sie. Veras Ausbruch tat ihr so wohl. „Kommt, ich zeige Euch euere Zimmer“, sagte Mia, um die Situation etwas zu entspannen. Judith ging mit und half die Koffer in die Zimmer zu tragen. Als die beiden zurückkamen, hatten Franzi und Vera den Kaffeetisch abgeräumt und standen eng umschlugen in der Küche, in einen heißen Kuß versunken. „Das können wir doch auch“, meinte Mia und zog Judith an sich. Lange standen die beiden Paare zusammen und genossen ihre enge Umarmung. Immer wieder berührten sich die Lippen zärtlich, vorsichtig spielten die Zungen miteinander. Es wurde langsam Zeit, sich zu trennen, wollten sie sich zum Essen noch umziehen und etwas zurechtmachen. Unwillig trennten sie sich voneinander, gingen in ihre Zimmer, um sich für das Essen fertigzumachen.
Es dauerte etwas länger als eine Stunde, dann hatten sich die acht Frauen im Wohnzimmer eingefunden, fertig zum Abendessen. Sie liefen das kurze Stück zum Italiener, Jasmin und Steffi fröstelten richtig, als sie dort ankamen, sie waren das kalte Wetter in Deutschland nicht mehr gewohnt. Es dauerte eine Weile, bis sie sich über ihre Bestellung im klaren waren. In der Zwischenzeit wurde ein Aperitif serviert, sie stießen miteinander an. Dann mußten die „Griechinnen“ erst einmal das Neueste von der Insel erzählen. In der Zwischenzeit kam ihr Essen, die Gespräche gingen weiter, nur langsamer. Na ja, Frauen halt. Nach dem Essen gönnte sich auch Vera einen Espresso, danach gingen die Andreen zum Wein über, sie begnügte sich mit Traubensaft. Es wurde ein langer Abend, so viel gab es zu erzählen. Sie waren noch die einzigen Gäste im Lokal, erst als die Kellner beim Aufräumen lauter mit dem Geschirr klapperten, registrierten unsere Damen, daß es langsam Zeit wurde, sich auf den Heimweg zu machen. Bei Franzi angekommen, machte die den Vorschlag, den Abend noch bei einem Glas Wein ausklingen zu lassen. Der Vorschlag wurde allgemein akzeptiert, es gab ja noch so viel zu erzählen. Es war weit nach Mitternacht, als sie sich trennten und ihre Zimmer aufsuchten.
Für den nächsten Morgen hatte sich Franzi etwas Besonderes ausgedacht. Nach dem gemeinsamen Frühstück fuhr ein Kleinbus vor und unsere acht jungen Frauen stiegen ein. Sie fuhren zu einer Beauty-Farm im Taunus, nach einer knappen Stunde kamen sie an. Franzi hatte während der Fahrt gesagt: „Heute Abend geht es richtig los, da dachte ich, daß wir uns noch einen schönen, geruhsamen Tag machen. Und weil wir alle Morgen gut aussehen wollen, lassen wir uns etwas verwöhnen“. „Wo hast du nur immer deine Ideen her“, lachte Mia, „das ist ein toller Einfall“. Kaum waren sie an der Rezeption, wurden sie schon Paarweise von einer Begleiterin abgeholt. Franzi hatte das volle Programm gebucht, sie wurden richtig verwöhnt.
Erst ein Dampfbad, dann ein Schlammbad, danach gab es eine Massage. Franzi fühlte sich zuerst hart durchgeknetet, danach ging es in ein Schlammbad. Nach der Brause noch einmal eine beruhigende Massage mit duftenden Cremes, Vera wäre dabei fast eingeschlafen und schnurrte genießerisch. Jasmin konnte sich gar nicht satt sehen an den süßen Brüstchen, die immer wieder aus dem Kittel ihrer Masseuse hervorlugten. Anna und Lisa genossen Maniküre und Pediküre, Mia verfolgte aufmerksam ihr Gesichtspeeling. Es waren bereits drei Stunden vergangen, als sich unsere acht wieder in einem kleinen Schwimmbad zusammenfanden, wo sie noch eine Weile entspannt in schön warmem Wasser lagen, während Wasserbläschen angenehm ihre Körper umspielten. Nach einer anschließenden kalten Dusche fühlten sie sich wie zum Bäume Ausreißen, oder wie Steffi zu sagen pflegte, sie hatte einen tierischen Hunger.
Sie wurden in einen kleinen Saal geführt, wo sie ein exquisites Mahl genossen. Auch hier war alles Wohlergehen ausgelegt, Franzi war es schon zu wohl, sie hätte zu dem wirklich guten Essen lieber ein Glas wirklich guten Wein, statt der exotisch klingenden Säfte genossen. Sie befürchtete schon, auf den gewohnten Kaffee nach dem Essen verzichten zu müssen, doch als ihre Begleiterin fragte, ob sie noch einen Wunsch hätte, und sie einen Kaffee verlangte, wurde sie gefragt, wie sie ihn gerne hätte. „Einen doppelten Espresso bitte“, bestellte sie. Bis auf Vera, die sich eine Schokolade genehmigte, bestellten alle Franzi gleich. Nach dem Essen wurden sie wieder getrennt, es ging noch zum Schminken und zum Abschluß kam der Friseur. Bei Franzi und Vera würde die Frisur nur den heutigen Tag überstehen, Morgen früh würden sie natürlich für ihren Ehrentag besonders zurechtgemacht.
Mia legte schon von Berufs wegen Wert auf eine gepflegte Frisur und sie hatte auch Judith davon überzeugt, daß ein regelmäßiger Besuch bei einem guten Frisör dem Aussehen dienlich war. So waren die vier schneller fertig und saßen im Eingangsbereich an einem Tisch neben der kleinen Bar, gönnten sich noch einen Kaffee. Bei den vieren von der Insel hatten die Frisöre mehr zu tun, galt es, erst einmal einen richtigen Schnitt ins Haar zu bringen. Dazu war natürlich eine ausführliche Beratung nötig, keine unserer Frauen wollte einfach nur nach Geschmack des Frisörs die Haare geschnitten haben.
So kam es, daß Mia und Franzi, die alten Kaffeetanten schon die zweite Tasse geleert hatten, als die anderen vier endlich fertig waren. Es war schon später Nachmittag, Zeit zur Heimkehr, denn bald würden die ersten Gäste eintreffen. Die Dame von der Rezeption kam und teilte ihr mit, daß ihr Wagen eingetroffen wäre. „Würde es euch etwas ausmachen, euren Kaffee zu Hause zu nehmen, ich wäre gerne da, wenn unsere weiteren Gäste eintreffen“? fragte Franzi. „Fahren wir gleich“, sagte Jasmin und die anderen nickten. Franzi bedankte sich noch einmal für den entspannenden Tag, zahlte ihre Rechnung und gab ein großzügiges Trinkgeld für das Personal. „Vielen Dank, gnädige Frau, beehren sie uns bald wieder“, strahlte die Dame an der Rezeption und verabschiedete die kleine Gruppe.
Auf der Heimfahrt saßen acht Frauen entspannt und ausgeruht im Bus. „Süße, wäre so eine Einrichtung nicht etwas für unsere Insel“? fragte Jasmin Steffi. „Gleich nach meinem Golfplatz, Schnecke“, antwortete Steffi. Die anderen hatten zugehört und außer Franzi lachten alle. „Was ist daran so lustig“? fragte Franzi. „Steffi wollte unbedingt einen Golfplatz bauen, es gelang den anderen nur mit Mühe, sie davon zu überzeugen, daß ein Golfplatz nicht zu unserer Klientel paßt“, antwortete Judith. „Also, die Einrichtung selbst kann doch bei euch in Griechenland sehr preiswert erstellt werden. Frau müßte darüber nachdenken, wie die laufenden Kosten zu senken sind“, sinnierte Franzi. „Das ist überhaupt die Idee“, spann Mia weiter, „es war zwar sehr schön, daß wir überall hingeleitet und total bedient worden sind, aber bei uns haben die Urlauberinnen doch Zeit. Zeit, selbst von einer Behandlung zur anderen zu gehen, Zeit, sich an der Bar selbst einen Kaffee zu holen“.
„Und wenn wir zwei oder drei Standartpakete anbieten, können wir auch die Behandlungszeiten so aufeinander abstimmen, daß wie heute keine großen Wartezeiten entstehen“, meinte Lisa. „Überredet“, sagte Steffi, „Schönheitsfarm für Arme“. Jetzt mußten alle lachen. „Darf ich euren Gesprächen entnehmen, daß euch der heutige Tag gefallen hat“? fragte Franzi. „Das kannst du laut sagen“, antwortete Jasmin, „nach dem Streß der letzten Tage genau das richtige Aufbaumittel. Ich fühle mich für das kommende Ereignis richtig gewappnet“. Vera sah Franzi wieder mit einem Blick an, der Bewunderung und Stolz auf ihre Geliebte ausdrückte und kuschelte sich an sie. Mit ihren Gesprächen hatten sie die Zeit überbrückt, der Bus bog schon in ihre Straße ein, und bald konnten sie aussteigen.
Zwei Wagen des Partyservice standen vor der Tür, wie Franzi beruhigt feststellte. Neugierig ging sie ins Haus und schaute sich um. Das Wohnzimmer war bereits fertig, im Eßzimmer waren Tisch und Stühle etwas in die Ecke gerückt worden, um einem großen Buffettisch platz zu machen. Franzi war beruhigt, die Feier konnte beginnen. Die Freundinnen reklamierten ihren Kaffee, Franzi bat sie, sich schon mal ins Eßzimmer zu setzen. In der Küche stapelte sich das Geschirr, hier war man noch voll am auspacken. „Guten Tag, gnädige Frau“, begrüßte sie die Frau vom Partydienst. „Hallo“, antwortete Franzi, „hier wird ja richtig gewirbelt. Ich wollte uns eigentlich einen Espresso bereiten, aber ich glaube, ich störe jetzt nicht“.
„Nein, nein, wir sind doch hier, um ihre Wünsche zu erfüllen“, entgegnete die Frau. „Darf ich vorstellen, das sind Maja und Birgit, die beiden werden heute Abend für sie sorgen“. „Hallo ihr beiden“, sagte Franzi und gab ihnen die Hand. „Setzen sie sich ruhig ins Eßzimmer, ich komme gleich und nehme ihre Wünsche auf“, sagte Maja freundlich. „Oh, das ist einfach“, lachte Franzi, sieben Espressi und eine heiße Schokolade“. „Wird sofort erledigt“, antwortete Maja. „Danke“, sagte Franzi und ging zurück ins Eßzimmer. Sie saßen vor ihrem Kaffee, genossen auch die dazu gereichten Kekse. Nach einiger Zeit meinte Vera: „Du, Süße, sollten wir uns nicht langsam umkleiden, unsere Gäste werden bald eintreffen“. „Oh, ja, du hast recht, Schatzi“, antwortete Franzi, „wir brauchen zwar nicht lange, nur umziehen, der Rest ist ja schon erledigt“. Die anderen standen mit ihnen auf, auch sie wollten sich noch in Schale werfen. Wenn die Hochzeit auch erst Morgen stattfand, wollte Frau doch trotzdem für den Abend passend gekleidet sein.
Vera und Franzi brauchten wirklich nicht lange. Kurz ausgezogen, entleert, Hände waschen. Ein kritischer Blick in den Spiegel, keine Nachbesserung war erforderlich. Sie gingen in den Ankleideraum und zogen die Kleider an, die sie für den Abend ausgesucht hatten, da sie am nächsten Tag unterschiedliche Brautkleider tragen würden, hatten sie für heute das „kleine Schwarze“ ausgewählt. Franzi ließ sich von Vera erst noch schnüren, dann zogen sie Strümpfe und Schuhe an, um dann in ihre Kleider zu steigen. Beide zeigten heute Bein, die Röcke waren eher Miniröcke und endeten zwei Handbreit über dem Knie. Frau mußte sich vorsichtig bewegen, damit nicht die Strumpfansätze zu sehen waren. Der Ausschnitt bei Veras Kleid war etwas tiefer wie bei Franzi, dazu legte sie die Kette an, die sie von ihrer Süßen zu Weihnachten bekommen hatte. Ausnahmsweise trug sie heute auch Ohrringe, natürlich ihren Verlobungsring.
Franzi, die Schmuck sehr liebte, hatte sich große Ohrgehänge angelegt und der Ausschnitt ihres Kleides wurde von einer üppigen Kette geziert. Dazu hatte sie das passende Armband angelegt, am Finger trug sie nur einen Ring, ihren Verlobungsring. Vera sah auf Franzis Beine, drehte ihre Süße zu sich um, nahm sie in den Arm, suchte ihren Mund, küßte sie und sagte: „Süße ich liebe dich“. „Und ich dich erst“, antwortete Franzi und küßte Vera zurück. Noch ein letzter kritischer Blick in den Spiegel, die Kleider noch einmal zurechtgezupft, und sie machten sich Hand in Hand auf ins Wohnzimmer. Dabei liefen sie Gundi über den Weg, die noch einen Stapel Bettwäsche im Arm hatte. „Dein Onkel und deine Tante kommen doch heute schon“, sagte sie, „ich will gerade noch ihr Zimmer vorbereiten“. „Oh“, sagte Franzi, „du Arme, hast du jetzt noch Arbeit“. „Geht doch schnell“, winkte Gundi ab, „ich habe vorsichtshalber alle Zimmer saubergemacht, muß nur noch die Betten frisch beziehen“. „Du bist ja eine ganz Fleißige, ich danke dir“, sagte Vera.
„Soll ich nachher die Tür öffnen, da können sie im Wohnzimmer bleiben“? fragte Gundi. „Untersteh dich, du wirst natürlich mitfeiern“. „Aber Bäumchen kommt erst später, sie hat gesagt, für Morgen muß alles perfekt sein, und ich kenne doch sowieso niemanden“. „Stimmt nicht, Mia und Judith kennst du schon, die anderen werden dich auch nicht fressen. Überhaupt hast du schon genug gearbeitet. Wenn du die Betten bezogen hast, ziehst du dich um, wir sehen uns dann im Wohnzimmer“, antwortete Franzi. „In Ordnung“, sagte Gundi etwas kleinlaut. „Ich werde mit Mia sprechen, daß sie sich der Kleinen etwas annimmt“, sagte Vera beim weitergehen. „Gute Idee, Schatzi“, antwortete Franzi.
Im Wohnzimmer waren sie nicht die ersten, Jasmin und Steffi standen schon an einem der Tische und hatten ein Glas Wein vor sich stehen. „Schatz, wenn du Hunger hast, greif ruhig zu. Heute Abend kommen alle zu so unterschiedlichen Zeiten, da können wir nicht auf die letzten warten“, sagte Franzi. „Weißt du was, Süße, wir nehmen sie einfach mit und essen auch gleich eine Kleinigkeit, wer weiß, wann wir dazu wieder Zeit haben“, meinte Vera. Schon hatte sie sich bei Steffi untergehakt, und zog sie, nein, ziehen mußte sie Steffi nicht, sie ging mit ihr zum Buffet. Von allem war etwas vorhanden, einfache Speisen wie Frankfurter Würstchen, aber auch Lachsschnittchen und für die Damen vor Allem eine reiche Auswahl an Salaten. Dazu gab es viele Sorten Brötchen und Brot, auch warme Beilagen waren vorhanden, schließlich gab es handfeste Speisen wie Braten, dazu Klöße und Soßen.
Steffi lud sich einen Teller voll und kehrte damit zu ihrem Tisch zurück. Mittlerweile waren Anna und Lisa hereingekommen, Anna schielte auf Steffis Teller. „Im Eßzimmer, Kleine“, sagte Steffi nur und gleich waren auch Anna und Lisa auf dem Weg zum Buffet. Franzi hatte sich ein Würstchen geholt, dazu von einem verführerisch aussehenden Kartoffelsalat, nicht so ein weiß-pappiges Zeug, sondern schön, mit Essig und Öl angemacht. Kleine Speckwürfel rundeten das Bild ab. Er schmeckte so gut, wie er aussah. Franzi hatte gerade das Besteck weggelegt und ihren Mund abgetupft, da klingelte es schon. Franzi erklärte dem Taxifahrer, daß er bis zum Haus hochfahren sollte.
Einen Moment später öffnete sie die Tür, Onkel und Tante waren angekommen. „Das ist eine freudige Überraschung, Onkel Willi, daß ihr euch heute schon freimachen konntet“. „Willi nahm seine Nichte in den Arm, drückte sie an sich und sagte: „Kleines, du wirst mit jedem Tag schöner“. Franzi wurde leicht rot, freute sich aber über das Kompliment des Onkels. Gleich darauf umarmte sie Tante Susi und sagte: „Herzlich willkommen“. „Als wir unseren Kollegen sagten, daß wir zu eurer Hochzeit eingeladen sind, haben alle noch einmal ihre Dienstpläne angeschaut und uns schon ab heute Mittag freigegeben. „Kommt, ich bringe euch auf euer Zimmer, da könnt ihr euch ein wenig frisch machen, dann kommt bald zurück, wir haben schon mit der Feier angefangen“, sagte Franzi und wollte sich bei Onkel und Tante einhaken.
„Nein, das mache ich“, sagte Mia, fiel ihrem Vater zur Begrüßung um den Hals und küßte ihre Mutter. Nachdem sie auch Judith begrüßt hatten, waren die vier erst einmal unterwegs, um ihre Koffer im Zimmer abzustellen und Onkel und Tante Gelegenheit zu geben, sich frisch zu machen. Gut, daß Onkel und Tante von Mia versorgt wurden, die Klingel ging schon wieder, die Firma Liebig fuhr vor, daß heißt, Franzi hatte natürlich ihren Geschäftsführer, Herrn Neumeier, seine Tochter Sina und ihre Geliebte Thea eingeladen. Ganz besonders hatte sie darauf bestanden, daß auch Otto, ihr Fahrer und seine Gattin an dem kleinen Empfang teilnehmen würden. Franzi brachte ihre neuen Gäste nach der Begrüßung ins Wohnzimmer, Sina winkte sofort Jasmin und Steffi, die noch immer am Essen war, zu und die beiden jungen Frauen gesellten sich zu ihnen.
Anna und Lisa standen an einem anderen Tisch, zu ihnen hatte sich Gundi gesellt, was Franzi zu ihrer Freude wahrnahm. Vera verließ Jasmin und Steffi und kam jetzt zu Franzi, um auch Herrn Neumeier, Otto und seine Frau zu begrüßen. Mia und Judith waren wieder ins Wohnzimmer zurückgekommen, Mia ging auf Herrn Neumeier zu, reichte ihm die Hand, dann begrüßte sie ganz herzlich Otto: „Freut mich, daß sie heute Abend auch hier sind, mein treuer Fahrer“. „Darf ich ihnen meine Frau vorstellen“, sagte Otto. „Er ist die wichtigste Person in der Firma“, sagte Mia zu Ottos Frau, „ohne ihn würde wir alle ständig zu spät kommen“.
Schon wieder ging die Klingel, Vera sagte: „Süße, ich gehe schon“. „Ja, danke“, meinte Franzi und unterhielt sich weiter mit ihren Mitarbeitern. Nach einer Weile schaute sie sich um, wo Vera blieb. Die winkte Franzi jetzt und sie verließ die Gruppe, um zu sehen, was Vera wollte. Da stand Kapitän Batiakos am Eingang, ging auf Franzi zu und nahm sie einfach in den Arm. „Herzlich willkommen, sie alter Seebär“, sagte Franzi nach dem Kuß auf ihre Wange. „Das ist meine Frau Leona“, stellte er seine Gattin vor. „Auch ihnen ein herzliches Willkommen“, sagte Franzi, doch sie sah, daß Frau Batiakos ihren Mann ansah, wiederholte sie ihre Begrüßung auf griechisch, woraufhin Frau Batiakos sie anstrahlte.
„Ich muß mein noch holpriges griechisch entschuldigen“, meinte Franzi, „ich lerne noch“. „Aber sie sprechen doch sehr gut“, antwortete die Kapitänsfrau. Franzi begrüßte noch Doris und Isabella, Andrea konnte nicht mitkommen, eine mußte in der Klinik den Notdienst übernehmen: „Hallo, meine beiden vorlauten Schnipplerinnen“, und umarmte die beiden. „Also, hast du das gehört, Schätzchen“, sagte Bella gespielt entrüstet, „kaum hast du sie zu etwas richtigem gemacht, werden sie schon unverschämt“. Die drei lachten, dann sagte Franzi: „Wenn ihr euch etwas frisch machen wollt, bringe ich euch in euere Zimmer“. Sie nahmen das gerne an und Franzi brachte sie nach oben.
Vera hatte die letzten beiden Gäste, Kai und Anna, mit ins Wohnzimmer genommen, als Franzi zu ihnen kam. „Euch wollte ich nicht im vorbeigehen begrüßen, ich freue mich besonders, daß ihr heute Abend einmal mitfeiern könnt, sonst habt ihr ja immer Dienst, wenn es etwas zu feiern gibt“. Sie nahm Anna am Arm und sagte: „Sonst bedienst du mich ja immer, heute darf ich mich einmal revanchieren, was kann ich dir gutes tun“? „Ich komm mit und schaue mal, was es so gibt“, antwortete Anna. „Ich auch, ich habe einen Riesenhunger“, antwortete Kai. Mittlerweile standen Mias Eltern bei Herrn Neumeier und unterhielten sich angeregt. Schon wieder klingelte es, Vera ging zur Tür, genau richtig, ihre Freundin und Kollegin Nora Bauer war angekommen, zufällig mit ihr zusammen traf der letzte der Gäste, nein, der vorletzte, der Fluglehrer Stefan Kaiser ein. Jetzt fehlte nur noch Ruth, aber die würde nicht klingeln müssen, sie hatte ja einen Schlüssel.
Nach und nach füllte sich das Wohnzimmer, und wie von Franzi und Vera geplant, mischte sich das Publikum. Endlich kam als letzte auch Ruth herein. Franzi ließ ihr Zeit, erst einmal etwas zu essen, dann holte sie Vera, nahm eine Gabel, klopfte kurz an ihr Glas. Langsam kehrte Ruhe ein, sie begann: „Noch einmal allen ein herzliches Willkommen. Mein Schatzi und ich freuen uns, daß ihr unserer Einladung nachgekommen seid und mit uns feiern wollt. Ich weiß, es ist etwas ungewöhnlich, eine Hochzeit schon am Abend, dann nur bis zum nächsten Mittag zu feiern“ Sie nahm Veras Hand und fuhr fort: „Aber unsere ganze Hochzeit ist ja etwas ungewöhnlich“, woraufhin alle lachen mußten.
„Wir hoffen, daß ihr euch in der lockeren Runde wohlfühlt und die Gelegenheit nutzt, euren Platz auch einmal zu wechseln. Ich will keine lange Rede schwingen, wünsche Euch viel Spaß, einen schönen Abend und uns allen Morgen eine schöne Feier“. Alle klatschten, waren froh, daß keine langen Reden geschwungen wurden. Kapitän Batiakos hatte seinen Pflichtbesuch bei Herrn Neumeier absolviert und zog sich nun mit seiner Frau an einen anderen Tisch zurück, leider verstand sie kein Wort, was Herr Neumeier sagte. Franzi hatte gerade ein Glas Wein in Empfang genommen und gesellte sich mit Vera zu den beiden. Sie sprachen nur einen Moment über das Geschäft, kamen dann auf die Hochzeit und nun konnte auch Frau Batiakos ins Gespräch mit eingebunden werden.
Ruth und Steffi hatten sich gesucht und gefunden, sie hatten sich ordentlich satt gegessen und, um sich neuen Appetit zu holen, dozierte Steffi gerade über die herrlichen Speisen ihrer Küchenchefin auf der Insel. Gundi unterhielt sich angeregt mit Jasmin. An einem Tisch stand die Ärztinnenriege, Nora hatte sich zu Doris und Bella gesellt. Anna und Lisa fragten, ob sie sich zu Franzi und Vera gesellen durften, sie fanden die Ausführungen von Frau Batiakos interessant. Der Kapitän, der alte Schwerenöter, hatte noch nie etwas gegen hübsche Frauen in seiner Gegenwart gehabt, lud sie mit einer weiten Geste ein. Nach einer Weile entschuldigten sich Franzi und Vera, wollten sie doch am Abend mit allen einmal gesprochen haben. Sie gingen zur Ärzteriege, dort wurde gerade herzlich gelacht. „Lacht ihr über uns“? fragte Franzi. „Eigentlich ja“, sagte Nora,
„Bella hat gerade zum Besten gegeben, wie ihr euch kennengerlernt habt und welches Gesicht du gemacht hast, als du feststellen mußtest, daß du einen Kerl im Bett hast“. Vera stutzte einen Moment, dann sagte sie: „Stimmt doch gar nicht, oder, Bella“. Bella schaute einen Moment betreten, da sagte Franzi: „Kannst es ruhig erzählen, aber nicht schwindeln, „übrigens, meine Periode kommt jetzt schön regelmäßig“. Franzi zog Vera mit sich. Sie wollte nicht dabeistehen, wenn Bella nun über sie erzählen würde. Onkel Franz und Tante Susi unterhielten sich gerade mit Otto und seiner Frau, da gesellten sich die beiden dazu. Franzi blickte immer wieder an den Ärztinnentisch und freute sich, als sie nach einiger Zeit Noras erstauntes Gesicht sah.
Dann lachten sie über die Geschichten, die Ottos Frau von sich gab. Sie konnte wunderbar erzählen, und sie erfuhren so manche Anekdote über ihren Fahrer. Selbst Onkel Willi lachte aus vollem Bauch. Wieder wechselten unsere beiden Bräute, dieses Mal an den Luftfahrertisch. Stefan hatte sich zu Kai und Anna gesellt, und abwechselnd gaben sie die erstaunlichsten Geschichten zum Besten. „Hallo, ihr Mäuse“, begrüßte sie Stefan. „Alter Luftpirat, versuchst du jetzt Kai weiszumachen, daß die Erde eigentlich oben und die Luft unten ist“? antwortete Franzi. Kai nahm die beiden in den Arm und sagte: „Ich werde wohl vorsichtiger in meiner Wortwahl sein müssen, wenn ich meine Chancen wahren will“. „Zu spät“, sagte Vera, „leider schon vergeben“. Sie blieben etwas länger an dem Tisch, es war eine lustige Runde, Baron Münchhausen hätte seine helle Freude gehabt.
Nur schweren Herzens lösten sie sich von der Runde, blickten durch den Raum. Noch immer standen Jasmin, Steffi, Ruth und Gundi zusammen. „Na, ihr habt euch ja schon richtig angefreundet“, sagte Vera in die Runde. „Ausgequetscht haben uns die beiden“, jammerte Steffi. „Na, wir wollen doch wissen, wo sich unsere Chefin herumtreibt“, verteidigte sich Ruth. „Ihr werdet es Morgen ja sehen“, meinte Vera. „Wieso sehen“, fragte Gundi. „Hast du es ihnen nicht gesagt“? fragte Vera jetzt Franzi. „Ach, entschuldigt, das habe ich in dem ganzen Trubel vergessen“. „Wieder bohrte Gundi: „Was vergessen“? „Ihr werdet morgen mit uns zur Insel fliegen, und damit ihr sie auch richtig erkunden könnt, habe ich bei euren Chefinnen eine Woche Urlaub herausgeschlagen“. „Aber wir müssen doch nach der Feier aufräumen“, sagte Gundi. „Siehst du, deswegen habt ihr ein paar Tage Urlaub verdient, ich kann mich einfach auf euch verlassen. Aber das Aufräumen Morgen Abend übernimmt die Partyfirma und Herr Neumeier ist so freundlich, danach nach dem Rechten zu sehen, ihr könnt also beruhigt mit uns fliegen“.
„Das ist ja ein Ding“, sagte Ruth, „da müssen wir ja heute Abend noch packen“. „Alles schon geregelt“, sagte Jasmin, „nur wenn ihr eure eigene Zahnbürste haben wollt, müßt ihr sie mitnehmen, alles andere werdet ihr bei uns bekommen“. Mit offenen Mündern schauten die beiden erst Vera, dann Franzi, dann Jasmin an. „Mund schließen“, lachte Steffi, „sonst bekommt ihr noch einen Zug. In der nächsten Zeit waren Jasmin und Steffi vor den Fragen der beiden verschont, sie mußten das Gehörte erst einmal verdauen. Die Gäste wechselten jetzt auch die Tische, und als der Abend sich langsam dem Ende entgegenneigte, hatte fast Jeder mit Jeder oder Jedem gesprochen.
Langsam brachen die Einheimischen Gäste auf, mußten sie doch noch nach Hause fahren. Das war allgemein das Zeichen, die Feier zu beenden, Franzi und Vera verabschiedeten ihre Gäste, nach und nach zogen sich auch die Hausgäste zurück. Zum Schluß waren nur noch Mia und Judith, Jasmin und Steffi, und eben Vera und Franzi übriggeblieben. „Wieder Familientreffen“, sagte Franzi. „Darauf noch einen Schluck“, meinte Jasmin. Auch Vera, die den ganzen Abend Traubensaft getrunken hatte, gönnte sich jetzt noch ein Gläschen, nach der gelungenen Feier konnte sie es sich leisten. Plaudernd saßen sie noch ein halbes Stündchen zusammen und gingen noch einmal den Plan für den nächsten Tag durch. Es war schon nach ein Uhr, bis sie schließlich in ihren Betten lagen. Die Plauderei der letzten halben Stunde war genau das Richtige, um schnell einschlafen zu können.