Mias Geschichte – 97.
Franzi kümmerte sich um die Espressomaschine, gab Diana Anweisung, wo Tabletts, Zucker, Gebäck und Löffel zu finden waren, spürte auf einmal zwei Arme um sich. Die Mühle ratterte gerade, Diana hatte Franzi an sich gezogen. „Du, Liebes“, begann Diana, „ich muß dir ein Geständnis machen. Als ich hörte, wer du bist, ist es mir mächtig auf den Magen geschlagen, aber mit jeder Minute, die ich mit dir verbringen durfte, empfand ich unsere Begegnung immer mehr als Geschenk. Du bist eine wunderbare Frau, ich würde alles tun, um dich als Freundin zu behalten. Ich habe die Tage bei dir genossen, wie noch keine Zeit vorher. Ehrlich, ich bewundere dich, deine Natürlichkeit, deine Klugheit, dein Einfühlungsvermögen. Bitte, laß uns Freundinnen werden“. Diana hatte Franzi zu sich gedreht, sie in den Arm genommen, die beiden blickten sich in die Augen.
Franzi war rot geworden bei Dianas Geständnis, sie sah sich gar nicht so, eher unsicher, unvollkommen. Aber Vera sieht mich oft genau so an wie Diana, dachte Franzi. Vorsichtig antwortete Franzi: „Ich mag dich, aber so, wie wir uns gestern berührt haben, wird es nicht mehr vorkommen, ich bin eine Lesbe“. „Zum ficken habe ich Flora“, sagte Diana. „Siehst du, da geht es schon los“, antwortete Franzi. Verständnislos blickte Diana sie an. „Du steckst deinen Prügel in sie, stößt sie durch, füllst sie ab, kümmerst dich gar nicht um ihre Bedürfnisse“. „Ja“? entgegnete Diana fragend. „Sie möchte zärtlich genommen werden, nach dem Abschluß nicht einfach fallegelassen werden“, erklärte Franzi. „Siehst du“, antwortete Diana, „das ist es, was ich meine.
Wie lange kenne ich Flora schon, ich liebe sie über alles und will sie glücklich machen. Aber durch dich erfahre ich, was ich besser machen kann. Ich will ja gerne, aber bei mir traut sich meine Kleine nicht, etwas zu sagen“. „Dazu brauchst du doch nicht mich, dazu mußt du auf deine Kleine hören“, sagte Franzi. „Und wenn“, antwortete Diana, „ich mag dich einfach, fühle mich wohl in deiner Nähe. Wir haben die gleichen Vorlieben, denk an unsere Spaziergänge, denk an unsere Vorliebe für den Wein“. „Aber ich bin verheiratet, bin glücklich mit Vera“.
„Und ich liebe Flora“, antwortete Diana, „Liebe, ich will wirklich Deine Freundschaft, kein Verhältnis. Ich werde dich nie in Versuchung führen“. „Versprochen“? fragte Franzi. „Gerne werde ich dich küssen, auch mehr, aber nie, wenn unsere Frauen nicht dabei sind“, antwortete Diana. „Und unsere Firmen“? fragte Franzi. Diana lachte und antwortete: „Siehst du, darum mag ich dich, du denkst einfach an alles. Aber über so profane Dinge laß uns Morgen früh reden, wir wollen doch den Zauber des Abends nicht zerstören“. Diana nahm Franzis Hand und Küßte sie. Lange blickten sie sich in die Augen, dann sagte Franzi: „Ich mag dich auch, aber den Freundschaftskuß gibt es nur drüben, wo unsere Frauen auch dabei sind“. Diana zog Franzi eng an sich, flüsterte ihr ins Ohr: „Danke“.
Der erste Espresso war mittlerweile kalt, Franzi stellte ihn beiseite. Schnell war das Tablett neu gefüllt, sie lächelten sich an und machten sich auf den Weg zu den Anderen. Franzi verteilte die Espressi, die Frauen genossen das Getränk. Es war nicht mehr ganz heiß, auf dem Weg hatten die Tassen etwas abgekühlt. Nach dem Espresso nahm Franzi Vera in den Arm, küßte sie heiß, ebenso hielt Diana Flora fest an sich gedrückt. Beide flüsterten ihren Geliebten Liebesschwüre ins Ohr, dann beugte sich Vera zu Diana und gab ihr ebenfalls einen langen Kuß. „Auf unsere Freundschaft“, sagte Diana laut, nahm ihr Glas in die Hand, ließ es an Franzis klingen, beide tanken es leer. „Wir bleiben Freundinnen“, sagte Diana zu Flora, küßte sie. „Wir werden uns in nächster Zeit öfter treffen“, sagte Franzi zu Vera und küßte sie ebenfalls. Dann flüsterte sie ihr ins Ohr: „Aber zu meinen, ich hoffe zu unseren Bedingungen“. Vera nahm Franzi in den Arm und flüsterte ihr zu: „Ich liebe nur dich“. „Nicht so, wie ich dich liebe“, antwortete Franzi und wieder hingen die beiden mit ihren Lippen aneinander und sahen sich glücklich an.
„Ich glaube, wir müssen langsam nach Hause“, sagte Sina, „ich habe eine strenge Chefin, die mag nicht, wenn Frau unausgeschlafen auf der Arbeit erscheint“. Gundi antwortete für ihre Liebste mit, Ruth war noch immer fertig. Sie brachen ihre illustre Runde ab, mit vielen Küssen wurde sich verabschiedet. Ruth konnte eben noch ihren Mantel anziehen, Gundi machte ein betretenes Gesicht, Franzi nickte ihr aufmunternd zu. Schnell waren die beiden verschwunden, Franzi löschte das Licht hinter ihnen, Vera fest im Arm. Sina und Thea fuhren langsam die Auffahrt hinunter, hatten keine Probleme, die Verkehrsvorschriften einzuhalten an diesem Abend. Das Tor war geschlossen, Diana hielt ihre Kleine Flora im Arm, Vera hatte Franzi fest umfaßt, als sich die Vier mit einem dicken Kuß zur Nacht trennten. Es gab nur noch eine Katzenwäsche, im Bett wurde noch geknutscht miteinander, keine von Ihnen hatte noch Lust auf Sex. Aber alle wollten ihre Partnerin spüren, Arm in Arm schliefen sie ein.
Franzi war am nächsten Morgen richtig verschmust. Sie hatten sich gerade gegenseitig schön zum Höhepunkt geleckt, wurden durch die wohlschmeckenden Säfte der Partnerin belohnt und lagen zusammen. Franzi streichelte Vera fortlaufend, verteilte kleine Küßchen über Veras ganzen Körper, ganz besonders widmete sie sich Veras Bäuchlein. Vera ließ sich das eine Weile gefallen, dann setzte sich der Hunger durch. Sie brauchte etwas zu Essen. Franzi verzog das Gesicht, wollte weiter Schmusen. Vera gab ihr einen langen Kuß, dann sagte sie: „Wenn ich jetzt nichts zu Essen bekomme, sterben wir vor Hunger“. Dem hatte Franzi nichts entgegenzusetzen, preßte Vera aber auf dem Weg ins Entsorgungszimmer schon wieder an sich. Auch im Entsorgungszimmer mußte sie Vera immer wieder umarmen und küssen, entsprechend lange brauchten die beiden.
Als sie angezogen waren, hielt Franzi Vera schon wieder im Arm und forderte einen Kuß. „Was ist den heute los mit dir, Süße“? fragte Vera. „Ich liebe dich, ich möchte dich spüren, ach, Schatzi, ich brauche dich heute eben“, antwortete Franzi. Vera lächelte Franzi an, küßte sie wieder. Hand in Hand gingen sie in die Küche. Vera ging auf Franzis Bedürfnis ein, jedesmal wenn sie in die Küche kam, berührte sie Franzi, mal kniff sie ihren Po, während die am Herd stand, Mal strich sie über Franzis Wange, Mal knetete sie Franzis Brust. Als Diana und Flora in die Küche kamen, standen Franzi und Vera eng umarmt sich küssend da. „Oh, Verzeihung“, sagte Flora. „Kommt rein, ich küsse gerade nur meine Frau“, lachte Vera und trennte sich jetzt von Franzi, gab ihr einen Klaps auf den Po.
„Die Brötchen brauchen noch fünf Minuten, aber ihr könnt schon mal rübergehen“, sagte Franzi. „Können wir noch etwas helfen“? fragte Diana. „Beim Küssen meiner Frau, das mache ich schon lieber selbst“, lachte Vera. „Nein, ich meinte bei den Frühstücksvorbereitungen“, lächelte Diana Vera an. „Aber das sind doch Frühstücksvorbereitungen, ich halte nur die Köchin bei Laune“, sagte Vera. Franzi stieß Vera an, Diana antwortete: „Raffiniert, das muß ich mir merken“. Jetzt lachten alle, Diana nahm Flora in den Arm und sagte: „Kleines, wir werden hier wohl nicht mehr gebraucht, wir gehen schon rüber“. Mittlerweile bimmelte die Uhr am Herd, die Brötchen waren fertig. Franzi legte sie auf einen Rost, damit sie auskühlen konnten und brachte sie ins Eßzimmer.
Bald saßen sie beim Frühstück zusammen, auch hier tauschten Franzi und Vera immer wieder Zärtlichkeiten aus und Flora und Diana ließen sich gerne anstecken. „Liebe, wann ist eigentlich heute dein Termin“? fragte Franzi. „Um 12.00 Uhr treffe ich meine Geschäftspartner im Hotel, er endet mit einem kleinen Abendessen“. „Und was macht Flora in der Zeit“? fragte Vera. „Nun, ich bin es gewohnt, auf Diana zu warten“, antwortete Flora, „ich gehe etwas bummeln, sehe mir die Stadt an oder lese ein wenig“. „Wenn du magst, kannst du dich mir, später uns anschließen“, bot Vera an. „Sehr gerne“, antwortete Flora. „Und wir beide können nach dem Frühstück mal über eine Zusammenarbeit sprechen“, meinte Diana. „Gut“, antwortete Franzi. Als sie fertig gefrühstückt hatten, räumten sie zusammen ab, dann trennten sie sich.
Vera ging mit Flora in ihr Arbeitszimmer, sie wollte erst mal in der Klinik anrufen und sich nach der Lage dort erkundigen, dann wollte sie mit den Krankenhäusern den Transport für Morgen regeln. Danach hatte sie Zeit, sich mit Flora zu unterhalten. Flora hörte interessiert zu, als Vera mit Andrea, die derzeit ja ihre Vertretung war, telefonierte. Zuerst verstand sie wenig, Vera ließ sich nur berichten. Die Vorbereitung des Krankentransports war schon interessanter, hier gab Vera viele Anweisungen, erklärte Details der Krankheiten, die sie in den letzten Tagen erfahren hatte. Nach dem Gespräch mit Andrea rief Vera die Kliniken in München und Frankfurt an, fragte, ob die Lage der Patientin den Transport zuließ, welche Maßnahmen zu ergreifen waren. Beide Patientinnen konnten verlegt werden. Sie rief Jutta Reisert in der Spedition an, hörte dort Abflug- und Ankunftstermine, die Bestätigung, daß alles vorbereitete wäre. Sie bedankte sich und legte auf. „So, Kleine, jetzt habe ich Zeit für dich“, sagte Vera zu Flora und bald waren die beiden in ein Gespräch vertieft.
In Franzis Büro saßen sich Diana und Franzi gegenüber, Franzi eröffnete das Gespräch: „Hör mal, bevor wir uns jetzt in allgemeinen Absichtserklärungen ergießen, laß uns gleich konkret werden. Wie stellst du dir eine Zusammenarbeit vor“? Sie hatte den Ball geschickt an Diana gespielt, aber die lächelte nur und antwortete: „Ich habe in den letzten Tagen öfter darüber nachgedacht. Keine von uns Beiden will ein Zusammengehen der Firmen, aber, wenn wir uns nicht bekämpfen, sondern ergänzen, kann es für uns beide lukrativ sein“. „Und wie stellst du dir das vor“? fragte Franzi. „Nun, wir haben beide Kunden, bei denen wir bestimmte Aufträge nicht bekommen, weil uns Kapazitäten fehlen, oder die Logistikkette nicht ganz geschlossen ist. Hier würde ich zuerst ansetzten“. „Und hast du da Beispiele“? bohrte Franzi weiter. „Moment, da muß ich meinen Laptop holen“, sagte Diana. Gleich kam sie zurück, öffnete ihre Tasche und holte den Laptop heraus. „Kann ich ihn irgendwo anschließen“? fragte Diana. „Gib mir den Stecker“, sagte Franzi und steckte ihn in die Steckdose.
„Jetzt kann es losgehen“, meinte Diana. Sie tippte eine Weile, las, dann sagte sie: „Hier, zum Beispiel, wir verschiffen seit Jahren Waren für einen Kunden von Hongkong nach London. Das funktioniert auch reibungslos. Nun kommt aber Luftfracht dazu, der Kunde will aber nur eine Spedition haben. Und Luftfracht ist nicht unser Metier. Könntet ihr das übernehmen“? „Mal sehen“, sagte Franzi. Mit unbeweglichem Gesicht schaute sie ebenfalls in ihrem Laptop. Sie folgen dreimal die Woche ab Hongkong, allerdings nach Frankfurt. Und sie hatten einen Vertrag, der ihre Maschine zu einem Drittel auslastete, den sie erfüllen mußte. Oft gelang es ihnen, die Maschine voll zu bekommen, oft auch nicht. Die Route lag nur geringfügig über der Gewinnschwelle, Dianas Fracht war höchst willkommen. „Ich könnte dir dreimal die Woche anbieten, die Flüge gehen Montag, Mittwoch und Freitag.“ „Oh, das wäre gut“, antwortete Diana. „Welches Gewicht und welches Volumen wäre zu transportieren“? fragte Franzi. „Nun, die Lieferungen kommen täglich und betragen immer 10 Tonnen. Ihr müßtet sie jeweils lagern, der Kunde besteht auf täglichen Lieferungen“. „Oh, das ist kein Problem“, sagte Franzi, „hier können wir ins Geschäft kommen“. „Ab wann“? fragte Diana. „Ab nächste Woche ginge bestimmt, was wir diese Woche schon an Fracht haben, kann ich nicht sagen“, antwortete Franzi. „Jetzt du“, sagte Diana.
Franzi mußte gar nicht lange suchen, sie hatte in der letzten Woche eine Alarmmeldung auf dem Tisch. Sie transportierten für einen Kunden Teile nach Kanada, immer wieder gab es Probleme mit der Eisenbahnverbindung und sie mußten auf teure LKW-Transporte zurückgreifen. Wenn sie nicht bald eine Lösung hätten, würden sie den Kunden verlieren oder hätten ein ewiges Verlustgeschäft am Bein. Noch bevor Franzi es sagen konnte, lächelte Diana sie an und sagte: „Darf ich raten: Kanada?“ Franzi blickte Diana etwas erstaunt an, dann lachte sie. Diana sagte: „Unsere Bahn in Kanada kann eure Mengen locker aufnehmen, übrigens genau so gern, wie ihr unsere Transporte ab Hongkong gebrauchen könnt“. „Dann laß uns mit Hongkong und Kanada sofort beginnen“, meinte Franzi und weiter: „Wir können ja unsere Problemlisten durchgehen, bei denen wir jetzt schon wissen, daß wir uns gegenseitig helfen können, dann treffen wir uns in, sagen wir zwei Wochen zusammen mit unseren Geschäftsführern, ich würde sagen, von jeder Seite höchstens fünf Personen, ich denke, in zwei Tagen können wir das abgearbeitet haben und machen gleich die Verträge“. „Du gehst ganz schön ran“, lächelte Diana, „aber das gefällt mir. Wollen wir uns wieder hier treffen“?
„Wie du weißt, dürfen auf unsere Insel keine Männer“, begann Franzi, „und der Ferienclub für Frauen läuft immer besser. Nun wurde vor einiger Zeit unsere Nachbarinsel zum Verkauf angeboten. Judith und Jasmin, die Besitzerinnen unserer Insel, diskutieren immer noch, ob sie kaufen sollen oder nicht. Ich habe nicht lange diskutiert, habe die Insel einfach gekauft. Sie ist nicht groß, ein paar Häuser, ein kleines Hotel, ein schöner Strand, mehr schon nicht. Ich könnte das Hotel etwas Instand setzten lassen, wir treffen uns dann dort. Weißt du, Vera fällt das Reisen zunehmend schwer, ich möchte ihr gerne Ruhe gönnen, Flora kann bei uns wohnen, und ihr könnt anschließend zusammen noch ein paar Tage bei uns verbringen“. Diana schüttelte den Kopf: „Du hast ein Tempo drauf, hast du keine Angst, daß du irgendwann mal den Überblick verlierst“? „Wie ich dir schon sagte, es kommt auf die Menschen an, die du dir aussuchst, der Rest ist einfach mit Geld zu erledigen“. „Also, Treffen in 14 Tagen, ich freue mich schon“, sagte Diana. „Nachdem wir das auf den Weg gebracht haben, kann ich einen Espresso gebrauchen, oder willst du lieber einen Schluck Champagner auf unsere Kooperation“? fragte Franzi. „Nein, meinte Diana, „keinen Champagner, erstens brauche ich heute Mittag einen klaren Kopf, zweitens würde ich unsere Kooperation lieber mit einem Kuß besiegeln, aber ich richte mich nach deinen Regeln, holen wir unsere Frauen“.
Franzi streckte den Kopf in Veras Büro, die beiden waren in einer Diskussion. „Entschuldigt, jemand von euch einen Espresso, Vera, eine Schokolade“? „Kann ich auch eine Schokolade haben“? fragte Flora. „Kommt ihr ins Wohnzimmer“? fragte Franzi. „Kommen gleich“, sagte Vera. Franzi machte Schokolade und Espressi, legte etwas Gebäck in eine Schale, stellte Zucker mit auf das Tablett und trug alles ins Wohnzimmer. Sie setzte sich neben Diana, verteilte die Tassen, stellte die Schale mit Gebäck in die Mitte, daß jede sich bedienen konnte. Vera und Flora setzten sich zu ihnen, rührten Zucker in ihre Schokolade und tranken einen Schluck. Diana nahm Franzi in den Arm, die beiden gaben sich einen langen Kuß. Dann sagte Diana: „Auf unsere Kooperation“ und Franzi antwortete: „Ja, auf eine lange Kooperation“.
„Was war jetzt das“? fragte Vera. „Wir haben vorhin den Einstieg zu unserer Zusammenarbeit gemacht“, sagte Franzi. „Und darauf habe ich ihr jetzt einen Kuß gegeben. Und weil ich ihr versprochen habe, Zärtlichkeiten zwischen uns nur, wenn ihr dabei seid, habe ich halt gewartet“, erklärte Diana. „So ist es recht“, nickte Vera, setzte sich auf Franzis Schoß und gab ihr einen dicken Kuß. Flora machte das Gleiche bei Diana, dann sagte sie: „Darling, dann können wir die beiden vielleicht einmal besuchen. Ich würde gerne einmal Veras Krankenhaus sehen“, fragte Flora Diana. „In zwei Wochen, du wohnst bei Vera, wir treffen uns mit unseren Geschäftsführern“, antwortete Diana. „Klasse“, sagte Flora und fiel Diana um den Hals, um sie stürmisch zu küssen.
„Jetzt wird es aber Zeit für mich, ich muß mich noch etwas für heute Mittag vorbereiten, außerdem muß ich noch mit der Firma telefonieren, wegen der beiden Projekte, die wir heute schon beschlossen haben. Franzi, Liebe, könntest du mir für halb Zwölf ein Taxi bestellen“? „Geht klar“, sagte die. Flora war jetzt erst recht neugierig auf die Insel, stellte Vera Fragen über Fragen. Während Diana mit ihrem Geschäftsführer sprach, rief Franzi parallel bei Herrn Neumeier an. Zweimal fragte er, ob er auch richtig verstanden hätte, bat um ein kurzes Gespräch, Franzi wollte am Nachmittag in der Firma vorbeikommen und Herrn Neumeier berichten.
Als sie ins Wohnzimmer zurückkam, fragte Vera besorgt: „Sag mal, wo willst du die Herren unterbringen, doch hoffentlich nicht auf unserer Insel, das gibt Krach mit Jasmin“. „Nein, auf der Nachbarinsel“, antwortete Franzi. „Das Hotel ist aber ziemlich heruntergekommen“, meinte Vera, dann kicherte sie: „Ich bin gespannt, ob Judith und Jasmin sich noch zum Kauf durchringen können, oder ob ihnen jemand anderes die Insel noch vor der Nase wegschnappt, würde ihnen recht geschehen, so unentschlossen, wie sie sind“. „Ist schon passiert“, lächelte Franzi, „die Insel gehört dir. Ich weiß doch, wie gut es dir dort gefällt, und sollte es einmal zum Krach kommen, ziehen wir halt ein paar Kilometer weiter“.
„Das ist doch nicht dein Ernst“, sagte Vera und schaute Franzi ins Gesicht. „Doch, ich habe sie auf Deinen Namen gekauft, weißt du noch, als du letztens etwas unterschreiben solltest. Es war der Kaufvertrag, und alles ist bar bezahlt“. „Du Schurkin, mich so zu hintergehen“, lachte Vera und gab Franzi einen dicken Kuß. Dann setzte sie sich gerade, sah zu Flora und sagte: „Schau, ich bin Inselbesitzerin“. Man sah ihr ihre Freude an und Franzi wußte genau, welche Gedanken Vera nun durch den Kopf gingen. Sie war nicht mehr die Geduldete, sondern konnte den Anderen gleichberechtigt gegenübertreten. „Nun muß ich die Inselherrin aus ihren Gedanken reißen“, sagte Franzi und zog Vera wieder an sich: „Meinst du, deine Architektin kann in den nächsten zwei Wochen den Umbau des Inselhotels schaffen, ich möchte unseren Herren schon etwas bieten“? „Ruf sie doch einfach an“, sagte Vera. Flora folgte dem Gespräch mit offenem Mund. Sie war von ihrer Diana auch schnelle Entschlüsse gewohnt, aber mit Franzis Tempo konnte sie nicht mithalten. „Ihr entschuldigt mich“, sagte Franzi, gab Vera einen Klaps auf den Po, war eine halbe Stunde verschwunden.
Als sie zurückkam, tönte gerade die Torglocke, Dianas Taxi war eingetroffen. Diana verabschiedete sich von ihrer Kleinen mit einem dicken Kuß. „Wißt ihr was“, sagte Franzi, ich bin auch etwas hungrig, der Morgen war ereignisreich, wir könnten uns auch gleich zum Essen fertigmachen, was haltet ihr von unserem Lokal an der Ecke“? Vera stimmte sofort zu und Flora konnte sowieso nichts dazu sagen. Sie zogen sich um und machten sich auf den Weg. Beim Essen meinte Flora zu Vera: „Du hast es gut, du hast deine eigene Arbeit, bist nicht von Franzi abhängig“. „Läßt Diana dich das spüren“? fragte Franzi zart.
„Nein, sie ist immer sehr zuvorkommend, aber ich bin halt nur das Püppchen, wie gerne würde ich auch wieder arbeiten“, antwortete Flora fast heulend. „Und Diana kann dir nicht dabei helfen“? fragte Franzi. „Nein“, sagte Vera, „denk an mich, an Andrea oder an Renate. Und die sind „richtige“ Frauen, was meinst du, was Flora da für Chancen hat“. „Und bei dir in der Klinik“? fragte Franzi. „Flora auf der Insel und Diana in London was meinst du, wie lange das gutgeht“? fragte Vera. „Bin ich nicht der lebende Gegenbeweis“? fragte Franzi. „Aber ich liebe dich doch auch über alles, und jetzt sind wir doch zusammen“, antwortete Vera. „Einen Versuch wäre es doch wert“, meinte Franzi hartnäckig. „Also gut, ich nehme Flora zur Probe als Assistenzärztin an, aber nur, wenn Diana zustimmt. Wir können es ja während ihres Aufenthaltes probieren, wenn sie in unser Team paßt, kann sie bei mir arbeiten“, sagte Vera. Jubelnd fiel Flora erst Franzi, dann Vera um den Hals. Die anderen Gäste schauten etwas pikiert, Flora sagte laut: „Ich bekomme eine Chance, ich darf wieder arbeiten“. Nun lächelten alle Gäste ihr zu.
Nach dem Essen fuhren sie gemeinsam zu Sabine, Flora nahmen sie dieses Mal mit. Vera erklärte Sabine, wie Morgen alles ablaufen würde, daß sie bereits heute Abend nur ein leichtes Essen bekam, auch Beruhigungsmittel und Schmerzmittel, daß sie den Flug größtenteils Schlafend verbringen würde. „Ich freue mich schon darauf, hier wegzukommen, diese Angst ist einfach schrecklich“, sagte Sabine. „Es ist ja nur noch eine Nacht“, sagte Franzi. „Die Nächte sind am schlimmsten“, jammerte Sabine. „Heute Nacht wirst du schlafen, du bekommst Beruhigungsmittel“, antwortete Vera, „und du kommst auf die Intensivstation, dort kann niemand einfach eindringen“. Als sie sich von Sabine verabschiedeten, war die etwas beruhigt.
„Ich muß noch kurz in die Firma“, sagte Franzi, „meine Vereinbarung mit Diana hat dort wie eine Bombe eingeschlagen, ich muß Herrn Neumeier etwas beruhigen“. „Na, da werde ich Flora etwas in die Mangel nehmen und ihr sagen, was auf sie zukommt“, meinte Vera, „wir treffen uns dann zu Hause“. „Willst du fahren“? fragte Franzi, „dann nehme ich ein Taxi, Otto kann mich ja später nach Hause fahren.
In der Firma traf Franzi Herrn Neumeier aufgeregter, als er war, als er sie zum ersten Mal im Kleid gesehen hatte. Er sollte mit ihren Erzrivalen zusammenarbeiten. „Wie stellen sie sich das vor, Frau Liebig, „soll ich mir von denen etwa sagen lassen, wie ich meine Geschäfte zu führen habe“, sagte er aufbrausend. „Herr Neumeier, Klaus, wenn ich so sagen darf, legen Sie doch die alte Feindschaft einmal beiseite und rechnen sie: Was bringt uns dieser erste Einstieg. Die Auslastung unserer sich gerade so tragenden Hongkong-Linie und das Ende unserer Transportprobleme in Kanada“? fragte Franzi. „Nun ja, äh, wenn ich bedenke, wenn ich rechne“, stotterte Herr Neumeier. „Ich habe gerechnet, Hongkong bringt uns 15 Millionen Dollar, Kanada etwa das Gleiche. Wir müßten doch doof sein, wenn wir die Gelegenheit nicht nutzen“, erklärte Franzi.
„Aber die Abhängigkeit“, begann Herr Neumeier. „Welche Abhängigkeit“? fragte Franzi, „wir schließen einen ganz normalen Vertrag, in Hongkong sind die von uns abhängig, in Kanada wir von denen. Also ein Patt“. Klaus Neumeier grummelte vor sich hin, schon Franzis Vater hatte sich diebisch gefreut, wenn er den De Winters Eins auswischen konnte. „Die ganze Branche lacht doch über uns, wie wir uns gegenseitig bekriegen“, sagte Franzi. Das saß. „Wie stellen sie sich das weiter vor, werden wir von denen vereinnahmt“? „Das glaube ich kaum, dazu sind wir beide zu starke Persönlichkeiten, Diana und ich“, lächelte Franzi, „wir wollen beide unsere Unabhängigkeit bewahren, aber wir können zusammen den Rest ganz gehörig aufmischen“, stachelte Vera Herrn Neumeier an. Der wog bedenklich den Kopf, Franzi lächelte, sie hatte einen ersten Erfolg erzielt, er hielt nicht mehr aus Prinzip dagegen.
„Und wie ich heute Morgen schon sagte, Sie haben zwei Wochen Zeit, sich Gedanken über eine Kooperation zu machen. Wenn sie meinen Rat hören wollen, denken sie einmal wie De Winter. Was würden sie als De Winter erwarten, geben sie ihnen einen Teil davon, aber was für Möglichkeiten und Phantasien hat Liebig noch, womit können wir sie überraschen, bitte überraschen, nicht übertölpeln“, meinte Franzi. „Hm“, sinnierte Herr Neumeier, „man müßte noch einmal alles überprüfen, was wir über sie wissen, müßte schauen, wo wir zusammen Vorteile hätten“. „Genau“, antwortete Franzi, „fangen sie heute noch damit an. Setzten sie alles ein, was sie brauchen, ich will, daß alle Möglichkeiten genutzt werden.
Und noch etwas, machen sie sich schon einmal Gedanken darüber, wie wir Leistungen gegenseitig verrechnen. Wir sind kein Wohlfahrtsinstitut, wir sind eine Firma, die Gewinne erwirtschaften will, aber, wenn wir zusammen erfolgreich sein wollen, müssen wir auf Dauer auch für De Winter und De Winter muß für uns berechenbar sein. Wir sollten nicht zu viel Zeit mit Preisverhandlungen verplempern“. „Na ja, es gäbe schon Einiges, wo wir zusammen unserer Konkurrenz das Fürchten lehren könnten“, sagte Herr Neumeier nach einer Weile Nachdenken. „So gefallen sie mir, Herr Geschäftsführer“, sagte Franzi, „und, denken sie daran, in dieser Sache bin ich jederzeit für sie zu sprechen. Ach ja, zum Schluß: So sehr ich Sina schätze, sie wird bei unserer ersten Verhandlungsrunde keine der Fünf sein“.
„Hat sie Fehler gemacht“? fragte Herr Neumeier besorgt. „Nein, sie hat Diana de Winter zu mir gebracht“. „Oh, ich Unglücksrabe“, jammerte Klaus Neumeier, „meine eigene Tochter“. „Vielleicht wird sie ja noch einmal ihre Glücksfee“, lächelte Franzi. Sie sprachen noch einmal über das Vorgehen der nächsten Tage, wollten telefonisch in Kontakt bleiben, dann verließ Franzi die Firma, einen noch immer aufgewühlten Klaus Neumeier zurücklassend.
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