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Geschichte von schor55

Mias Geschichte – 150.

Die Weihnachtsfeiertage vergingen beschaulich, langsam durchbummelten sie den Morgen, zum Mittag war die ganze Gesellschaft bei Diana und Flora eingeladen. Anna und Lisa, die beiden Kampflesben überlegten zuerst, ob sie mitgehen sollten, waren dann überrascht, wie feminin die beiden eingerichtet waren, Rosanna hatte ein gutes Essen gemacht, Diana sorgte für einen vorzüglichen Wein. Die Gespräche während und nach dem Essen gingen immer mehr in Richtung der bevorstehenden Hochzeit. Vera sagte leise zu Franzi: „Du, was machen wir eigentlich für die Vier“? Franzi blickte Vera etwas irritiert an, die flüsterte ihr ins Ohr: „Ich habe da eine Idee, wir singen ihnen ein Insellied“. „Das von Jim Knopf?“ fragte Franzi grinsend zurück. „Laß uns heute Abend einmal darüber nachdenken“, antwortete Vera.

Anna und Lisa waren erstaunt, als Diana nach draußen bat. Amira übernahm es, nach den Kindern zu schauen, die gerade frisch gewickelt in ihren Bettchen lagen. „Oh, ja, Schwimmen“, sagte Franzi. Anna schüttelte mit dem Kopf. Als sie aber mit dem Aufzug nach unten gefahren waren und Diana das beheizte Umkleidehäuschen öffnete, blickten sich Anna und Lisa nur noch erstaunt an. Franzi und Vera waren schon am ausziehen, kamen nach kurzer Zeit nackt aus dem Häuschen und liefen wegen der Kälte schnell Richtung Meer. Die anderen folgten, Diana sagte zu Anna und Lisa nur: „Heiße Quellen, sehr gemütlich“. Flora nahm sie am Arm, erklärte noch einmal genauer. Nun zogen sich auch Anna und Lisa aus, folgten den anderen, die schon übermütig im Wasser planschten und stellten mit einem überraschten Schrei fest, daß das Meer fast so warm wie eine Badewanne war. „Nur einen Nachteil hat es, es liegt immer etwas Dunst über dem Wasser“, erklärte Flora, „und wenn ihr zu einer Boje kommt, schwimmt nicht darunter durch, die Bojen markieren die heißen Quellen, die das ganze heizen“. Bevor Anna und Lisa etwas sagen konnten, schwamm Flora davon.

Es war aufregend, sobald Frau aus dem Wasser glitt, spürte sie die Kälte um sich, im Wasser zurück, war es herrlich warm. Lange hielten sie es aus, auch Onkel Willi und Tante Susi genossen die Bewegung, Steffi und Anna veranstalteten ein Wettschwimmen, Steffi gewann knapp. Die beiden ließen sich einfach im warmen Wasser treiben, bis ihr Atem wieder normal ging. Ungern verließen sie das Wasser, aber mittlerweile war ihre Haut ganz aufgeweicht. Sie benutzten die Duschen, spülten sich mit Seife das Salz von der Haut, trockneten sich ab. Diana hatte den Schminkraum geöffnet, sie konnten sich wieder herrichten, danach schlüpften sie in ihre Kleider, der Aufzug brachte sie nach oben ins Haus.

Dort erwartete sie schon wunderbarer Kaffeeduft, Rosanna hatte Kuchen gebacken, der dazu serviert wurde. Diana und Flora kümmerten sich um Babsi, Onkel Willi und Tante Susi waren mit Lenchen beschäftigt. So hatten Franzi und Vera Zeit, sich mit den vier Bräuten über den Ablauf der Hochzeit zu unterhalten. Noch bevor es dunkel wurde, brachen sie auf, dankten Diana und Flora für die Bewirtung, Anna und Lisa sagten, das Schönste wäre das Bad gewesen. Diana lud sie ein, das Bad zu benutzen, wann sie wollten, sie könnten hier immer jemand erreichen, sich den Schlüssel für das Umkleidehäuschen holen.


Und Diana und Flora hatten in den nächsten mehrfach Besuch, am Vormittag wurden die Vorbereitungen für die Hochzeit getroffen, am Nachmittag genehmigte Frau sich ein Bad, am Abend kamen meist neue Gäste an, die Mia und Judith oder Steffi und Jasmin begrüßten und für die Unterbringung sorgte. Die Crew der Insel hatte ihre Ferien unterbrochen, das Restaurant hatte geöffnet, die Zimmermädchen gingen ihren Geschäften nach, ein Teil der Gästehäuser war gefüllt.

So hatten Vera und Franzi Zeit, sich am Abend mit den anderen Inselbewohnerinnen zusammen zusetzten, auch Ruth und Gundi waren dabei. Franzi gab noch einmal Veras Idee mit einem Lied zum besten, Anna meinte, sie könnten ja eine kleine Show machen. Sie plapperten durcheinander, bis Vera rief: „Halt, eine nach der anderen“. Anna hatte die Idee, sie und Lisa könnten ja als Gauklerinnen auftreten, sie hatten in ihrer Gymnastiktruppe so etwas schon gemacht und müßten nicht lange üben. Sie könnten dann die einzelnen Stücke ansagen. Sabine sagte, sie wäre ziemlich gut als Zauberin. Ruth und Gundi waren in einer Theatergruppe, Gundi kannte ein paar gute Lesbensketche, aber die wären etwas gewagt. „Dann steht auch der Zeitpunkt schon fest, erst nach dem Abendessen, wenn alle schon etwas intus haben“. Sie überlegten, was sie alles brauchen würden, kurzerhand sagte Franzi: „Schreibt alles auf, Kapitän Batiakos bekommt den Auftrag, alles zu besorgen“. Sie wollten sich am nächsten Abend zur Probe treffen.

Diana und Flora boten sich an, auch mitzumachen, sie kannten einen schönen Transen- Sketch, sagte Diana, als sie am Nachmittag beim Schwimmen von ihrem Vorhaben hörte. Ruth hatte alle Hände voll zu tun, sie war für die Blumen zuständig, wurde von den Gärtnerinnen vor Ort unterstützt, der Nachmittag im Wasser war für sie immer wieder ein Tolles Erlebnis. Am Abend traf sich die Truppe in der Turnhalle, Onkel Willi und Tante Susi wollten die Kinder hüten. Sie hatten auch etwas beizutragen, hatten ein Gedicht über Mia verfaßt. Die Probe war lustig, aber auch anstrengend. Schnell wurde Franzi zum Regisseur, Anna schrieb das Programm mit. Am nächsten Abend wollten sie sich noch einmal zur Generalprobe treffen, Franzi sagte, daß der Kapitän bis dann auch alle Requisiten besorgt hätte. Am nächsten Abend, in den richtigen Kostümen, wirkte ihr Programm schon, sie waren gespannt auch die Gesichter der beiden Brautpaare.

Am Vorabend von Silvester waren die letzten Gäste eingetroffen, ebenso die Schneiderin und das Catering-Personal. Morgen würde das ganze Inselpersonal frei haben und mit ihren Chefinnen feiern. Heute Abend gab es schon mal ein Essen, bei dem das Personal eingeführt wurde.

Der Silvestermorgen brach heran, Franzi nahm ihre Frau in die Arme, wünschte ihr alles Gute zum Hochzeitstag. Es gab einen langen Kuß, sie wurden unterbrochen durch das Weinen ihrer Kinder. Bald saßen sie zusammen im Wohnzimmer, jede ein Kind an der Brust. Sie ließen das vergangene Jahr noch einmal an sich vorüberziehen, allerhand hatte sich ereignet. „Wenn es so weitergeht, wird uns jedenfalls nicht langweilig“, schloß Vera. „Hauptsache, wir sind zusammen und lieben uns“, entgegnete Franzi. Sie wickelten ihre Kinder, legten sie noch einmal in ihre Bettchen, hatten Zeit, wieder einmal zusammen zu frühstücken, genossen das ausgiebig.

Trotz der frühen Stunde waren sie nicht die Einzigen, die wach waren, in den Villen um sie herrschte bereits emsige Betriebsamkeit, schließlich wollten die vier Bräute an ihrem großen Tag bestmöglich aussehen. Mia war schon beim Schminken, als Judiths Haare noch gemacht wurden. Beide waren schon in ihre Korsetts geschnürt, hatten ihre Unterkleider an, peinlich genau saßen ihre Strümpfe.

Eben legte die Vera an, tief tutete die Sirene. Sie konnte heute Morgen ihren Fahrplan nicht ganz halten, obwohl ihr nur wenige Gäste entstiegen, die Oberen der Stadt, die Jasmin auch eingeladen hatte, Franzi hatte noch eine besondere Idee, fast hätte es nicht mehr geklappt. Die Kräne der „Vera“ schwenkten aus, acht prachtvolle Schimmel wurden entladen, wieherten aufgeregt bei ihrem Transport durch die Luft. Danach folgten zwei weiße Kutschen. Es dauerte eine ganze Weile, bis alles an der Mole stand, die Kutschen mußten richtig herum stehen, die Pferde mußten sie wegziehen können. Lange hatten die Fuhrleute zu tun, bis die Kutschen zur Abfahrt bereit waren, dann rollten sie langsam um die Empfangsgebäude, mußten noch einmal zurücksetzen. Bei den Villen angekommen, wurden die Pferde ausgeschirrt, mit acht Leuten wurden die Kutschen gedreht, aber dann standen zwei prachtvolle Gespanne bereit, um die Brautpaare zum Traulokal zu bringen.

Die waren noch immer mit dem Ankleiden beschäftigt, Jasmin und Steffi hatten Brautkleider in Rosé, Mia und Judith in Weiß. Beide Paare hatten den Tip von Franzi und Vera berücksichtigt, die Kleider waren nicht zu ausladend, schließlich wollten sie den Brauttanz miteinander tanzen. Und anders als Franzi und Vera trugen alle Bräute Schleier. Eben bekam Steffi als letzte ihren Schleier ins Haar gesteckt, sie waren fast fertig. Eine freundliche Helferin drückte den Paaren ein Glas Sekt in die Hand, „Zur Beruhigung“, sagte sie. Seit drei Stunden waren die vier Mädels jetzt am aufputzen, schnell waren die Gläser geleert, sie hatten einfach Durst. Zum ersten Mal sahen sich die Pärchen, Mia ging das Herz auf, als sie ihre schöne Braut sah, aber Judith erging es nicht anders. Sie strahlten sich an, freuten sich darauf, bald richtig zusammenzugehören.

Die Festgäste strebten schon ins Restaurant, alle Trennwände waren herausgenommen, um genügend Platz zu schaffen. Vorn war eine kleine Bühne aufgebaut, Ruth hatte mit Blumen auf der einen Seite der Rückwand eine Deutsche, auf der anderen Seite eine griechische Flagge gesteckt. Na ja, bei den schwarzen Blumen mußte sie etwas nachhelfen, es war zwar schade, sie hatte ganz dunkelblaue Rosen genommen, die Köpfe einfach über Nacht in Tinte gelegt. Der Saal war festlich geschmückt, es gab viel Blau-Weiß, was auf der einen Seite Griechenland, auf der anderen aber auch Bayern sein konnte.

Franzi wollte unbedingt Mias Gesicht sehen, wenn sie zum ersten Mal die Kutschen sah. Sabine war mit den Kindern schon im Saal, Onkel Willi und Tante Susi begleiteten die drei. Die Tür der ersten Villa öffnete sich, eine bildschöne Steffi, gefolgt von einer wunderschönen Jasmin traten aus der Tür. Als Jasmin die Kutschen sah, rieb sie sich die Augen, dann rief sie laut: „Franzi“. Die winkte von gegenüber. Zwei der Fuhrleute in schwarzen Fräcken und Zylindern nahmen die Damen bei der Hand, führten sie in die erste Kutsche, in der Anna und Lisa, ihre Trauzeuginnen schon saßen, halfen ihnen beim Einsteigen. Als sie Platz genommen hatten, wurden ihre Kleider gerichtet, damit sie keine Falten bekamen, dann erhielten sie wärmende Pelze auf ihre Beine.

Eben ging die andere Tür auf, Franzi kicherte in Vorfreude, Judith verließ das Haus. Sie hätte die Titelseite in jedem Modejournal schmücken können, nach ihr trat Mia heraus, wie eine Prinzessin. Ungläubig schaute Mia auf die Kutsche, dann grinste sie über das ganze Gesicht: „Danke, Schwesterchen“. Dieser Anblick war das viele Geld wert, das es Franzi gekostet hatte, zwei LKW hatten die Kutschen und die Pferde über 2.000 km transportiert, auf der „Vera“ wurde extra eine Box installiert, die Fuhrleute waren auch nicht gerade billig. Aber Mias Gesicht war das Ganze wert. „Komm“, sagte Franzi und nahm Vera am Arm. Schnell stiegen die beiden in die Kutsche, schließlich waren sie die Trauzeuginnen. Auch Mia und Judith wurde in die Kutsche geholfen, Kleider richten, warm einpacken, die Fahrt konnte losgehen. Unter den Gästen hatte es sich herumgesprochen, daß die Ankunft etwas besonderes sein würde, fast alle hatten sich vor dem Restaurant versammelt.

Ein kurzer Peitschenknall, die erste Kutsche zog an. Die Strecke war ja nicht lang, in gemächlichem Trab fuhren die Kutschen an. „Einer Liebig würdig“, sagte Mia und lächelte Franzi an. Judith und Mia strahlten sich an, mit so einer Überraschung hätten sie nie gerechnet. Auch das Fotografierverbot war heute aufgehoben, es blitzte am laufenden Band, als die Kutschen vor dem Restaurant eintrafen. Die Bräute winkten, die Kutscher drehten noch zwei Ehrenrunden, grüßten mit ihren Zylindern, während das Begleitpersonal hinten auf den Kutschen stand, die Gäste klatschten Beifall, es war ein einmaliges Bild.

Kaum hatte die erste Kutsche angehalten, stiegen die Begleiter hinten ab, klappten die Treppe aus, öffneten den Wagenschlag. Eine weitere Überraschung erwartete die Brautpaare, Mias und Judiths Sportkollegen, die fast vollständig ihrer Einladung gefolgt waren, standen in ihren weißen Kampfanzügen Spalier, hielten Blumengirlanden über sich, durch die die beiden Brautpaare bis zum Eingang des Saales schreiten konnten. Steffi und Jasmin waren schon ausgestiegen, vor ihren gingen Anna und Lisa. Sie standen unter dem schützenden Dach der Girlanden, die erste Kutsche zog an, fuhr Richtung Hafen, die zweite Kutsche trabte an, wieder wurden die Stufen ausgeklappt, der Schlag geöffnet. Franzi und Vera stiegen aus, ihnen folgten Mia und Judith, beide ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. Ihre Augen suchten ihre Sportkolleginnen, dankten ihnen für die schöne Geste. Drinnen begann eine Orgel zu spielen, die Festgesellschaft begab sich auf ihre Plätze. Das zweite Lied erklang: „Treulich geführt“ von Wagner, der Hochzeitsmarsch. Anna und Lisa setzten sich in Bewegung, die Brautpaare folgten.

Wieder klatschte die Gesellschaft, als die Paare langsam durch die Reihen gingen, zu hübsch waren die Bräute anzusehen. Die Trauzeuginnen rückten den Brautpaaren die Stühle zurecht, setzten sich dann selbst zur Rechten und zur Linken ihres Paares. Astrid Müller, die Botschaftssekretärin, begann die Zeremonie. Sie begrüßte die Brautpaare, die Zeuginnen, die Gäste. Sie erklärte allen noch einmal die Partnerschaft, die sie eingehen würden. So fragte sie zuerst Steffi: „Ich frage dich, Stefanie, Luise Willig, willst du die Partnerschaft mit deiner hier anwesenden Braut Jasmin von Trott eingehen, wenn du dazu bereit bist, antworte mit: Ja, ich will“. „Ja, ich will“, sagte Steffi und strahlte ihre Jasmin an. „Und ich frage dich, Jasmin von Trott, willst du die Partnerschaft mit deiner hier anwesenden Braut Stefanie, Luise Willig eingehen, wenn du dazu bereit bist, antworte mit: Ja, ich will“. „Ja, ich will“, antwortete Jasmin bestimmt. „Wir haben heute noch ein zweites Paar, das seine Partnerschaft vor mir, dem Gesetz und Euch allen hier bezeugen will. So frage ich dich, Judith von Trott, willst du die Partnerschaft mit der hier anwesenden Mia Liebig eingehen, wenn du dazu bereit bist, antworte mit Ja, ich will. „Ja, ich will“, sagte Judith und drückte zärtlich Mias Arm. „Und ich frage dich, Mia Liebig, willst du die Partnerschaft mit der hier anwesenden Judith von Trott eingehen, wenn du dazu bereit bist, antworte mit, ja, ich will“. „Ja, ich will.“, sagte Mia fest und strahlte Judith an.

So frage ich euch, Stefanie Luise Willig und Franziska von Trott, welchen Namen wollt ihr in Eurer Partnerschaft führen“? „Unser Name ist von Trott“, sagte Steffi, Jasmin nickte dazu. „Nun, kraft Amtes, das mir von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Athen verliehen wurde, erkläre ich euch zu Partnerinnen und werde dies im Standesregister der Botschaft in Athen vermerken, ihr tragt die Namen Jasmin von Trott und Stefanie Luise von Trott. Stefanie, Jasmin, sie dürfen die Ringe tauschen, sich danach küssen. En wenig zitterte Steffis Hand, aber sie schafften es beide, sich die Ringe anzustecken. Beim Brautkuß klatschte die ganze Hochzeitsgesellschaft.

Jetzt waren Mia und Judith an der Reihe. Wider fragte die Beamtin: „Judith von Trott und Mia Liebig, welchen Namen wollt ihr in eurer Partnerschaft führen?“ Ein Murmeln ging durch den Raum, als Judith sagte: Unser Name ist Liebig“. Mia bestätigte. „Nun, kraft Amtes, das mir von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Athen verliehen wurde, erkläre ich euch zu Partnerinnen und werde dies im Standesregister der Botschaft in Athen vermerken, ihr tragt die Namen Judith Liebig und Mia Liebig., Ein Raunen ging durch die Reihen, Judith tauschte ein „von“ gegen den einfachen Namen Liebig. Aber wie Vera war es ihr leichtgefallen, Liebig hatte schon was, und Vera und sie hatten nun die Liebig-Klinik, sie beide waren Schwägerinnen, schon am Namen war es nicht zu verkennen. „Judith, Mia, sie dürfen die Ringe tauschen, sich danach küssen“, sagte die Standesbeamtin. Sie tauchten die Ringe, fest hielt Mia ihre Judith umarmt, flüsterte ihr ins Ohr: „Ich liebe dich“, dann bot sie ihren Mund zum Kuß.

Die ganze Gesellschaft klatschte Beifall, es dauerte eine Weile, bis wieder Ruhe herrschte. Astrid hielt ihre Traurede, sie kannte die Insel, gehörte sie doch zu ihrem Zuständigkeitsbereich. Die Rede war launig, spielte auf die Zustände auf der Insel ab, sie ließ dabei einfließen, daß sie selbst schon Gast hier war, sie sich freute, diese Zeremonie hier durchführen zu dürfen, sich wohlfühlte in dieser freundlichen Einrichtung. Aber sie sagte auch, daß die heute geschlossenen Partnerschaften mit dem nötigen Ernst zu betrachten seien, erklärte, welche Veränderungen sich für die Partnerinnen ergaben, was die wiederum mit einem gegenseitigem Lächeln zur Kenntnis nahmen, wünschte ihnen zum Schluß alles Gute auf ihrem künftigen gemeinsamen Weg, ließ es sich nicht nehmen, Franzi und Vera als Beispiele darzustellen und den beiden, die sie ja schon lange kannte, zu ihrem ersten Partnerschaftstag, na ja, komisches Wort, gemein würde man eher sagen, Hochzeitstag zu gratulieren.

Wieder brandete Applaus auf, danach erklärte Astrid noch, daß die Urkunden, von ihr bereits unterzeichnet, und den Partnerinnen und ihren Zeuginnen noch zu unterzeichnen wären, damit seien die Partnerschaften rechtsgültig, und sie wünschte der Gesellschaft noch eine schöne Feier. „Bitte mit richtigem Namen unterschreiben“, sagte sie zu Steffi, legte die Urkunden Jasmin vor, „Jetzt sie“. Anna und Lisa mußten noch gegenzeichnen, dann erhielten Jasmin und Steffi ein Exemplar. Astrid gratulierte, wandte sich dem anderen Paar zu. „Bitte auf den richtigen Namen achten“, sage sie auch zu Judith, es war etwas ungewohnt, aber sie unterschrieb mit Judith Liebig, danach war Mia an der Reihe, und Vera und Franzi als Zeuginnen. Nur Liebigs standen auf der Urkunde, noch bevor Astrid gratulieren konnte, küßten sich Mia und Franzi schon, ebenso Vera und Judith. „Willkommen, Schwägerin“, lachte Vera, „Alles gute, Schwesterchen“, hauchte Franzi Mia ins Ohr. Die vier strahlten wie die Kerzen auf dem Christbaum, der noch in Veras Wohnzimmer stand. Nach Judith mußte Vera auch Mia gratulieren, Franzi und Judith umarmten sich innig. Willi und Susi saßen in der ersten Reihe, beide mußten ihr Taschentuch benutzen. Endlich hatten sich die Trauzeuginnen und die Hochzeiterinnen gelöst, Astrid konnte gratulieren. Danach erklärte sie die Zeremonie für beendet und nahm natürlich gerne die Einladung an, der kommenden Feier beizuwohnen.

Franzi und Vera gratulierten Jasmin und Steffi, Anna und Lisa Mia und Judith. Dann führten sie die Zeuginnen beim Klang des Ausgangsliedes durch den Saal, begleitet vom Klatschen der Hochzeitsgesellschaft. Die beiden Pärchen und ihre Zeuginnen stellten sich auf, um die Gratulationen entgegenzunehmen. Durch die vielen Gäste dauerte es eine ganze Zeit, die Pärchen waren froh, als sie sich zu ihren Plätzen begeben konnten. Kaum waren alle auf ihren Plätzen, kamen Kellner, boten Champagner an, aber auch Prosecco, wer das lieber mochte. Als alle ihre Gläser hatten, stand Willi auf, hielt eine kleine Rede, ließ am Ende die Brautpaare hochleben. Dem schlossen sich alle gerne an, man trank sich einander zu.

Das Mittagessen begann, die Cateringleute waren gut eingearbeitet, schnell hatten alle ihr Essen vor sich stehen, Frau hörte jetzt fast ausschließlich Bestecke auf den Tellern klappern, die Gespräche waren fast eingestellt. Nach dem Kaffe begaben sich die Bräute auf Wanderschaft, widmeten sich ihren Gästen. Längere Zeit verbrachten Mia und Judith bei Claire und Rosi, den beiden lesbischen Wirtinnen, aber auch inmitten ihrer Sportkameraden fühlten sie sich wohl. Franzi und Vera saßen bei Tiffy und Klaus, Onkel Willi und Tante Susi saßen mit Kapitän Batiakos und seiner Frau am Tisch, präsentierten stolz ihre Großnichten, mußten für Frau Batiakos nichts übersetzen, sie nahm die beiden Kleinen abwechselnd und herzte sie.

Nach dem Essen hatten die Trauzeuginnen noch einmal Streß, noch ein paar Nummer kamen zu ihrem „Bunten Abend dazu, so hatten die Zimmermädchen einen Tanz eingeübt, auch das Krankenhauspersonal wollte etwas zu Besten geben. Anna und Franzi änderten das Programm, es fiel schon auf, wie lange die beiden miteinander tuschelten, Mia fragte, was denn los sei. „Wir sind bei unseren Kindern“, sagte Franzi geistesgegenwärtig, was Mia zu einem milden Lächeln brachte.

Steffi und Jasmin saßen bei zwei Damen, Vera blickte sie eine Zeitlang an, dann kam es ihr, sie kannte die beiden aus einem der Krankenhäuser, in dem sie tätig war. „Kathi und Lissy“, sagte sie, als sie bei dem Grüppchen vorbeikam, „Habe ich recht“. „Du kennst die beiden“? fragte Jasmin erstaunt. „Wir Lesben treffen uns immer wieder“, lachte Vera. „Wir waren Kolleginnen“, sagte Jasmin, „als ich noch meine Mutter pflegte, habe ich auch Krankenschwester gelernt“. „Sieh mal an, wir kennen uns schon so lange, da müßt ihr erst heiraten, daß ich das erfahre“. „Du, die beiden haben ein Problem“, sagte Jasmin. „So, um was geht es“? fragte Vera. „Sie wurden erwischt“, antwortete Jasmin. „Ihr auch“, kicherte Vera, „dann kommt mal in den nächsten Tagen vorbei“. „Danke“, sagte Jasmin. „Abwarten, Schwägerin, aber ich nehme die beiden Mal mit“.

Es waren drei Stunden, in denen sich die Gesellschaft mischte, gerade schafften es die Bräute, einmal die Runde zu machen, um mit allen Gästen ein paar Worte zu reden, an allen Tischen präsent zu sein, als die Kellner schon zur Kaffeetafel baten. Eine riesige Hochzeitstorte wurde hereingefahren, von der ganzen Festgesellschaft beklatscht. Die beiden Brautpaare schnitten sie gemeinsam an, mit Hilfe der fleißigen Bedienungen hatte jeder Gast bald ein Stück auf dem Teller. Und wieder wurde gegessen, getrunken.

Nach dem Kaffee flachte die Stimmung etwas ab, Vera stimmte sich mit Franzi, Anna und Lisa ab, sie verlegten ihre Show vor. Zum Glück war das Wetter schlechter geworden, keiner der Gäste war zu einem Verdauungsspaziergang unterwegs, sie konnten alle rechtzeitig vorwarnen. Die Bräute stellten auf einmal fest, daß sich der Saal beträchtlich geleert hatte, da wurde schon das Licht heruntergefahren, Spots auf die Bühne gerichtet.

Anna wirbelte im kurzen Kleidchen mit einem doppelten Saldo auf die Bühne, Lisa drehte sich wie eine Ballerina. Schließlich standen die zwei Arm in Arm, der erste Applaus brandete auf. Anna machte ihre erste Ansage, die beiden liefen in entgegengesetzten Richtungen davon. Musik setze ein, die Stubenmädchen kamen herein. Sie hatten kurze Kostümchen an, ihre Röckchen wippten bei jedem Schritt, als sie ihre Beine hoben, waren die blaken Möschen zu sehen. Sie tanzten einen Can-Can, die Röckchen wippten in die Höhe die Beine wurden hochgeworfen. Sie hatten Staubwedel in der Hand, schüttelten sie mal nach der einen, mal nach der anderen Seite, taten, als würden sie etwas sauber wischen, hoben dabei ihre Beine, ihre Schätze waren für alle gut zu sehen. Manche Hose beulte sich aus, manche Möse begann zu tropfen, alle schauten auf das Spektakel auf der Bühne. Franzi hatte erreicht, was sie wollte, die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums gehörte ihnen. Der Tanz endete, die Mädchen knicksten, noch einmal erhoben sich ihre kurzen Röckchen dabei. Stürmischer Applaus begleitete ihren Abgang.

Die nächste war Sabine, die Spots zeigten blaues Licht, mit einer Explosion erschien Sabine in einem schwarzen Kostüm auf der Bühne. Sie trug schwarze Strümpfe, einen Frack, um den Hals hatte sie eine weiße Schleife gebunden. In der Hand hatte sie zwei Stäbe, sie spukte Feuer, als sie auf die Bühne kam. Ein Raunen ging durch das Publikum, Sabine bot eine effektvolle Show, manche „Aahs“ und „oohs“ begleiteten ihren Auftritt. Als sie zum Schluß zwei Blumensträuße aus ihrem Hut zauberte und sie den Brautpaaren überreichte, klatschte die ganze Festgesellschaft.

Die nächsten waren Franzi und Vera, schon als sie die Bühne betraten, lachten alle. Franzi hatte sich ein Ringelhemd angezogen, Vera hatte eine Eisenbahneruniform an. Im Hintergrund standen Ruth mit der Klarinette und Gundi mit dem Akkordeon. Sie begannen die Lummerland-Melodie der Augsburger Puppenkiste zu spielen, und Franzi und Vera bewegten sich wie Marionetten und begannen zu singen:
Eine Insel voller Frauen, dort im fernen Griechenland,
ja da kannst du darauf bauen, macht den Urlaub interessant,
Frau, da kannst du sehr gut essen, auch die Liebe ist hier frei,
und du darfst auch nicht vergessen, hast viel Sonne hier dabei,
Viele Hände hier am Ort, die bemüh’,n sich wie verrückt,
warst auf Urlaub du mal dort, kommst du wieder gern zurück.
Schon nach diesem Anfang klatschten alle, mit Händen und Füßen, die beiden blicken sich an, es ging weiter, einen Vers nach dem anderen sangen sie die Geschichte der Insel, die auch die Geschichte der vier Bräute war. Nach dem zweiten Vers mußten Ruth und Gundi schon langsamer spielen, der ganze Saal sang mit. Nach einer kleinen Pause kam der nächste Vers, wieder fiel die Festgesellschaft in den Refrain ein. Als Vera und Franzi fertig waren, tobte der Saal, sie mußten noch zwei Zugaben singen, erst dann beruhigte sich die Gesellschaft langsam.

Das Programm konnte weitergehen, Diana und Flora regten alle zum Lachen an, Flora hatte sich einen Schwengel umgebunden, stolperte beim Hereinkommen schon darüber, wickelte ihn zweimal um Diana, bevor sie eine Pumpe betätigte und über Dianas Po eine Menge Milch ausgoß. Diana seufzte dabei, blieb auf der Bühne liegen. Flora schwenkte ihren überlangen Schwengel über dem Kopf wie ein Lasso, machte mit dem Becken dazu Stoßbewegungen. Tiffy hatte durch den Sketch ihre Gewißheit, was die anderen Gäste zum Lachen brachte, war das letzte Puzzle-Teilchen, das ihr noch gefehlt hatte, noch bevor sie die Insel verließ, wollte sie einen OP-Termin. So komisch es klang, der Sketch der beiden war ihre Bestätigung, sie war eine Frau, und eine Frau brauchte keinen Schwanz, was die anderen Gäste lustig fanden, löste in Tiffy Ekel aus.

Gundi und Ruth brachten alle zum Lachen, aber sie wollten feiern, mitmachen, aus dem Saal ertönte die Melodie des Tages, Franzi und Vera mußten noch einmal auf die Bühne, lauthals sangen alle ihr Lied mit. Die Saalkellner hatten allerhand zu tun, immer wieder mußten die Gläser nachgefüllt werden, Jim Knopf alias Franzi und Lukas alias Vera schmetterten ihr Lied noch einmal, der ganze Saal ging mit, Judith und Mia tanzten dazu, ebenso wie Jasmin und Steffi, rhythmisch beklatscht von der ganzen Festgesellschaft.

Die Stimmung war gut, das restliche Programm konnte stattfinden. Die „saure Zeit“ war überwunden, es gab Gedränge auf den Toiletten, kaum schafften es die Paare, zum Essen wieder auf ihren Plätzen zu sein. Das Nachtessen war ein Gedicht, aber schon nach dem Kaffee hörte man wieder: „Eine Insel voller Frauen, dort im fernen Griechenland“. . Notgedrungen wurde dieses Lied der Hochzeitstanz, die Kapelle, die aufspielte, konnte es spielen. Noch mehrfach am Abend wurde es verlangt, die beiden, die dafür verantwortlich waren, Franzi und Vera, lagen mit ihren Kinder längst im Bett, die Bräute hatten sich zurückgezogen, trotzdem intonierte es die Gemeinde immer wieder, bis einige leicht schwankend mit der Melodie auf den Lippen den Heimweg antraten.

Unsere Brautpaare bekamen das nicht mehr mit, sie waren mit sich selbst beschäftigt, und wie sagte der Berliner Bürgermeister: Das ist gut so, Franzi und Vera lagen in ihren Armen, schließlich war ihr Hochzeitstag, und das ist gut so, viele der Gäste, wie Klaus und Tiffy, hatten sich zurückgezogen, lagen eng beieinander, und das ist gut so.

Damit wollen wir das Fest verlassen, einige Dinge waren nicht gut so, aber die wollen wir verschweigen.

Langsam wurde es stiller, das Fest endete, alle waren in ihren Zimmern, oder dachten es jedenfalls. Wir fragen uns, ob und wie es weitergeht. Mal sehen, was noch so alles passiert. Aber alle Aufmerksamkeit gilt den Kindern, vielleicht reicht später, so in zwei, drei Jahren, einmal die Zeit, die Geschichte fortzusetzen.
© Schor55

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❤️Bedankt haben sich:
swali, hermann51, frastella1
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swali

Das ist eine Spitzengeil-Story.Hoffe auf eine Fortsetzung in ein paar Jahren

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straponfan

Stimme manx zu,eine super Story. Bitte mehr davon

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manx1959

Schade, das das schon das Ende sein soll. Die Lesbenbar war schon gut. Mia´s Geschchte noch besser. Ich hoffe das ganz schnell eine neue Geschichte in der gleichen Tradition kommt. Bitte weitermachen !